Gemeinde kauft Braunkohledorf für knapp 37 Millionen Euro

Stand: 30.08.2024, 16:29 Uhr

Die Gemeinde Merzenich kauft ein nahezu leeres Tagebaudorf für 36,8 Millionen Euro von RWE zurück. Am 1. September war Besitzübergang.

Die Gemeinde Merzenich am Braunkohletagebau Hambach kauft für einen zweistelligen Millionenbetrag das Dorf Bürgewald zurück, das in weiten Teilen leersteht. Der Besitzübergang des Orts Bürgewald werde zum 1. September wirksam, bestätigte ein Sprecher der Gemeinde.

Der Kaufpreis betrage 36,8 Millionen Euro. Bezahlt wird die Summe überwiegend vom Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen auf Grundlage des Investitionsgesetzes Kohleregionen. Der Eigenanteil der 10.000-Einwohner-Gemeinde Merzenich beträgt rund 920.000 Euro. Verkäufer ist der Energiekonzern RWE.

Vorgezogener Kohleausstieg rettet Dorf

Wegen des vorgezogenen Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung in Deutschland wurde das ländliche Straßendorf mit 140 Häusern nicht mehr wie ursprünglich geplant abgebaggert. Es befand sich aber bereits weitgehend im Besitz von RWE.

Bürgewald trug bis vor wenigen Wochen noch den Ortsnamen Morschenich. Die einstigen Bewohner waren bereits fast alle in den neuen Ort Morschenich umgesiedelt, als im Frühjahr 2021 die Entscheidung für den Erhalt des historischen Fleckens fiel.

Das an der Autobahn 4 zwischen Köln und Aachen gelegene Straßendorf soll zu einem Ort der Zukunft ausgebaut werden. Der Rückerwerb sei der Startschuss für die Revitalisierung, erklärte der Bürgermeister von Merzenich, Georg Gelhausen (CDU). Die Bebauung ist in einer klimaschützenden, flächensparenden und ressourcenschonenden Bauweise geplant.

90 Millionen Euro für Sanierung

Insgesamt stehen 90 Millionen Euro für Sanierung und Entwicklung zur Verfügung. Einmaliger Rückkauf durch Gemeinde Die Gemeinde geht davon aus, dass der millionenschwere Rückkauf mit Geld hauptsächlich von Bund und Land einmalig ist. "Vergleichbare Beispiele sind der Gemeindeverwaltung nicht bekannt", sagte ein Sprecher.

Nach Angaben der Gemeinde soll in etwa 15 Monaten ein Masterplan, also die Handlungsanleitung für die künftige Entwicklung von Bürgewald als "Ort der Zukunft", fertig werden. In etwa eineinhalb Jahren könnten erste Grundstücke zur Bebauung freigegeben werden.

Geplant ist eine Vergabe im Wege des Erbbaurechts. Man habe sich gesagt: "Wenn wir es jetzt einmal haben, warum nicht behalten?", sagte Gelhausen. Die Grundstücke bleiben bei der Gemeinde, die damit Einnahmen erhält.       

Gemeinde kauft Braunkohledorf für knapp 37 Millionen Euro WDR Studios NRW 30.08.2024 00:23 Min. Verfügbar bis 30.08.2026 WDR Online

Unsere Quelle:

  • Nachrichtenagentur dpa