Fast sechs Jahre ist der Spatenstich her. Am Dienstag wurde die Lücke in der neuen Leverkusener Rheinbrücke geschlossen: Die beiden letzten fehlenden Stahlbauteile wurden direkt über dem Rhein in die 17 Meter breite Lücke gesetzt, die am Morgen noch in der neuen Rheinquerung zwischen Leverkusen und Köln-Merkenich klaffte. Bis zum 18. September sollen darauf noch Teile der Fahrbahn eingebaut werden.
Alte Brücke ist marode
Für den Verkehr freigegeben werden soll der erste Teil der neuen Brücke allerdings erst Anfang 2024. Der zweite Brückenteil soll bis 2027 fertig sein. Nötig wurde der Neubau, weil die alte Brücke nicht mehr der Menge der Fahrzeuge gewachsen war, die täglich darüber rollten.
Südlich der neuen Brücke wird sie derzeit aber immer noch befahren. Eröffnet 1965 und seit vielen Jahren marode. Sie war einst für 40.000 Fahrzeuge täglich ausgelegt, daraus wurden dann aber 120.000 - und damit deutlich zu viele. 2012 wurden erhebliche Mängel am Bauwerk festgestellt. Ein Neubau wurde beschlossen und die Brücke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt.
Eine Schrankenanlage, 2016 installiert, sorgt dafür, dass kein Schwerlastverkehr mehr über die Brücke rollt. Nach der geplanten Eröffnung des neuen Bauwerks Anfang kommenden Jahres, wird die alte Brücke dann demontiert. Die neue Brücke besteht aus zwei Teilen zu je vier Fahrspuren, laut Autobahn GmbH ausgelegt für bis zu 150.000 Fahrzeuge täglich.
Mehrere Jahre Verzögerung
Der Bau der neuen Brücke war mit Hindernissen verbunden. Bürgerinitiativen klagten, denn der Bau erforderte mehrere Eingriffe in eine Giftmülldeponie. Für die Bürgerinitiativen ein unkalkulierbares Risiko. Außerdem bedeutete der Bau aus Sicht der Kläger eine unzumutbare Schadstoffbelastung. Die Klage wurde vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig abgewiesen.
Im Sommer 2019 plötzlich: Baustopp. Der Rhein führte durch eine lange Dürreperiode Niedrigwasser. Kampfmittelsondierungen konnten nicht wie geplant durchgeführt werden.
Weitere elf Monate Stillstand auch ab April 2020: Damals kündigte der Landesbetrieb Straßen.NRW den Vertrag mit dem bis dato zuständigen Bauunternehmen Porr AG. Das wollte in China gefertigten Stahl einbauen. Die Prüfer vom TÜV Rheinland aber fanden mehr als 600 Fehler pro Bauteil. Der Auftrag wurde neu ausgeschrieben. Dabei sollte der erste Brückenteil ursprünglich schon 2020 fertig sein.
Aber nicht nur in Leverkusen brauchen Pendler und Lkw-Fahrer wegen der Dauerbaustelle gute Nerven. Die Leverkusener Brücke ist eine von vielen maroden Bauwerken im Land. Laut einer Studie sind etwa 1.000 Brücken im Rheinland in bedenklichem Zustand, mehr als 300 wurden sogar mit der Note "sehr schlecht" bewertet.
Fertigstellung für Anfang kommenden Jahres geplant
Rüdiger Ostrowski vom Verband "Spedition und Logistik NRW" freut sich darauf, dass die Leverkusener Brücke nun bald fertig wird: "Es ist sicher ein Feiertag für uns, wenn der Lückenschluss vollzogen wird. Aber die Brücke ist auch ein Mahnmal für politisches Versagen. Wir haben 11 Jahre leiden müssen. Durch die Sperrung der Brücke für den Schwerlastverkehr mussten viele Spediteure bis zu 30 Kilometer Umweg fahren. Im Monat sind Mehrkosten von bis 1700 Euro für die Spediteure entstanden."
Auch Pendler freuen sich auf ein baldiges Ende des Nadelöhrs. Viele Anwohner, Bürgerinitiativen und Umweltschützer sehen den Bau bis heute kritisch und hätten sich einen Tunnel unter dem Rhein gewünscht.
Über dieses Thema berichten wir am 05.09.2023 auch in der Lokalzeit im WDR Fernsehen: Lokalzeit Köln, 19.30 Uhr.