Mutmaßlicher Brandstifter von Krefeld randalierte mehrfach in Ämtern

Stand: 16.10.2024, 20:52 Uhr

Immer wieder bedrohte der Verdächtige Mitarbeiter der Stadt. Die erhöhte wegen ihm die Sicherheitsmaßnahmen.

Von Peter Hild

Der mutmaßliche Brandstifter von Krefeld fiel bereits 2009 durch Randale in städtischen Ämtern auf. Damals verletzte er Mitarbeiter im Sozialamt, bedrohte sie mit einem Messer. Das bestätigte ein Stadtsprecher am Mittwochabend auf WDR-Anfrage. Zuerst hatte die Rheinische Post darüber berichtet.

Nach seiner Festnahme und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik hatte er dort laut Stadt versucht, eine andere Patientin zu vergewaltigen. Immer wieder sei der Mann im Sozialamt ausgerastet, habe einmal unter anderem einen Schrank zertrümmert, woraufhin er Hausverbot erhielt.

Zehn Jahre abgetaucht

Nachdem der Mann seine gut vierjährige Haftstrafe bis 2014 abgesessen hatte, tauchte er für zehn Jahre nicht mehr in Krefeld auf. Nach Angaben der Stadt ist nachgewiesen, dass er neben Deutschland auch in Dänemark, Norwegen, Schweden und der Schweiz Asyl beantragt hat - mutmaßlich mit seinen verschiedenen Identitäten.

Nach seiner Rückkehr nach Krefeld im April dieses Jahres sei er laut Stadt zunächst nicht größer aufgefallen. Er wurde jedoch nicht in einer Gruppenunterkunft untergebracht, sondern in einer Einzelwohnung - aus Sicherheitsgründen in der Nähe einer Polizeiwache. Ein Rücknahmeersuchen an Frankreich, wo er sich über einen Großteil der zehn Jahre aufgehalten haben soll, sei abgelehnt worden.

Mehr Sicherheit für Stadt-Mitarbeiter

Mehr Sicherheit für Verwaltungsstandorte | Bildquelle: WDR / Ulla Anne Giesen

Nach der Rückkehr des Mannes hatte die Stadt zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen veranlasst: Für Verwaltungsstandorte wurden Sicherheitsdienste verstärkt und gegenüber dem Mann Hausverbote ausgesprochen. Für Wohnadressen ehemals betroffener Mitarbeiter verhängte die Stadt eine Auskunftssperre im Melderegister, "weil eine Gefahr für Leib und Leben nicht ausgeschlossen werden könne".

Am 13. September dieses Jahres habe der Mann erneut Mitarbeiter bedroht, am gleichen Tag sei er laut Stadt dem Landesprogramm "Periskop" gemeldet worden, in dem die NRW-Sicherheitsbehörden Menschen mit Risikopotential genauer beobachten.

Hindernis unklare Identität

Eine Abschiebung des 38-Jährigen ist nach Auskunft verschiedener Behörden bisher nicht möglich, da seine Identität nicht zweifelsfrei geklärt ist. Deshalb musste er sich seit seiner Rückkehr jeden Monat im Krefelder Ausländeramt melden, um seine Duldung für jeweils einen Monat zu verlängern.

Krefelds OB Frank Meyer | Bildquelle: WDR/privat

"Wir als Stadt versuchen alles, um seine Identität zu ermitteln", betont Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD). Dafür wurde am 30. September sogar die Wohnung des Mannes durchsucht, eine Woche später wurde er befragt.

Das Problem: Der Mann muss laut Behörden eine freiwillige Erklärung abgeben, wer er ist und dass er in sein Heimatland Iran zurückkehren will. Ohne die könnten keine Reisedokumente erstellt und der Mann damit nicht abgeschoben werden.

Vorwurf: Mehrere Brandstiftungen in der Innenstadt

Spurensuche am Kino | Bildquelle: dpa

Dem 38-Jährigen wird vorgeworfen, vergangenen Donnerstag an drei Orten in der Innenstadt Brände gelegt zu haben. Dies soll er auch in einem Kino am Hauptbahnhof versucht haben, wo er aber von der Polizei gestellt und angeschossen wurde.

Er wird seitdem im Krankenhaus behandelt, sein Zustand ist stabil. Die Krefelder Staatsanwaltschaft erließ gegen den Mann Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der versuchten schweren Brandstiftung. Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Nähere Hintergründe zum Motiv gäbe es bisher nicht.

Jedoch soll er nur wenige Tage vor den Taten erneut Mitarbeiter im Ausländeramt bedroht haben, weil diese seine Duldung wieder nur um einen Monat verlängern wollten, er aber eine längere Frist gefordert haben soll. Der Kinokomplex am Hauptbahnhof liegt unmittelbar neben dem Eingang des Ausländeramtes.

Unsere Quellen:

  • Stadt Krefeld
  • Staatsanwaltschaft Krefeld

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 16.10.2024 auch im Hörfunk: WDR 5, Nachrichten um 22 Uhr.