Kölner Kardinal gegen den Axel Springer Verlag

Stand: 26.04.2023, 06:00 Uhr

Seit Monaten streiten sich der Kölner Kardinal Woelki und der Axel Springer Verlag um mehrere Berichte in der Bild Zeitung. Der Geistliche wirft dem Verlag Falschberichterstattung vor. Der Konflikt um eine Aussage könnte heute vorläufig enden.

Von Markus Schmitz

Ende März ist Kardinal Woelki mit dem Fahrrad am Landgericht erschienen. Er war selbst geladen, um in diesem Zivilprozess Fragen zu beantworten. Eine in Deutschland seltene Situation, dass ein Erzbischof Prozesse führt und dann auch selbst aussagt. Im Kern des Streits geht es um die Frage, ob Woelki zum Beispiel ein Warnschreiben der Polizei aus der Personalakte eines Priesters kannte.

Dokument warnte vor Priestereinsatz

In dem Dokument wurde dringend dazu geraten, diesen Priester wegen seiner Neigung zu Jugendlichen, nicht mehr dort einzusetzen, wo sich auch Kinder und Jugendliche befinden. Der Kölner Kardinal beförderte diesen Priester in Düsseldorf und kannte nach eigenen Angaben das Schreiben nicht. So sagte er es vor Gericht und auch schon zuvor in eine eidesstattliche Erklärung.

Kölner Kardinal gegen Axel Springer Verlag 00:54 Min. Verfügbar bis 25.04.2025 Von Markus Schmitz

Sekretärin: "Woelki in einem Telefonat informiert"

Die Bild Zeitung hatte behauptet, dass Woelki durchaus das Schreiben kannte und den Priester dennoch beförderte. Zwei Zeugen hatte das Kölner Landgericht an den zurückliegenden Verhandlungstagen befragt. Beide konnten nicht bestätigen, dass der Kölner Kardinal die Dokumente kannte. Beide Zeugen sagten allerdings, dass sie dem Kardinal Informationen gegeben haben.

Verwirrung über Aktenlektüre

Der ehemalige Missbrauchsbeauftragte stellte ihm nach eigenen Angaben eine Akte zur Verfügung. Woelki sagte, dass er diese nicht gelesen habe. Eine Sekretärin des Erzbistums gab vor Gericht an, dass Woelki vor vielen Jahren angerufen habe, um über den betreffenden Priester Informationen zu bekommen. Die Sekretärin kannte den Priester gut und gab Woelki, so ihre Aussage, etliche Details. Bei der Befragung Woelkis vor Gericht Ende März 2023 konnte er sich nicht an das Telefonat erinnern.

Woelkis Anwalt: "Kardinäle sollen sich nicht um Einzelfälle kümmern"

Nach der Aussage des Kardinals Ende März, zeigten sich viele Beobachter irritiert. Auch die Vertreter der Bild Zeitung waren überrascht. Der Anwalt Manuel Banck sagte, dass der Kardinal völlig desinteressiert an den Vorgängen gewesen sei. "Wenn man antritt als jemand der Aufklärung betreiben will, dann schaut man doch mal bei Vorfällen bei denen es Gerüchte gibt, mal selbst in die Akte oder fragt kritisch nach."

Tatsächlich hatte Woelki vor Gericht gesagt, dass es damals lediglich Gerüchte über Saunabesuche des Priesters mit Messdienern gab, oder dass der Priester Jugendliche "durchgekitzelt" habe.

Heute könnte Urteil fallen

Woelkis Anwalt sagte nach der Vernehmung Woelkis, dass sich Kardinäle nicht selbst um Einzelfälle kümmern sollen und so den Anschein erwecken könnten, dass keine unabhängige Untersuchung stattfinde. Das Kölner Landgericht wird heute entweder ein Urteil sprechen oder möglicherweise mitteilen, ob die Beweisaufnahme weitergeht.

Über dieses Thema berichtet der WDR auch im Fernsehen in der Lokalzeit Köln am 26.04.2023.