Kirche in Jülich wird zum Fahrradladen

Stand: 27.10.2022, 13:44 Uhr

Die katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist in Jülich hat eines ihrer 16 Kirchengebäude an einen Fahrradhändler verkauft. Weihnachten soll es den letzten Gottesdienst geben.

Die Kirchen in Jülich sind zum Teil hunderte Jahre alt und haben das Gesicht der Stadtteile geprägt. Doch immer weniger Menschen besuchen die Gottesdienste und die Gebäude verursachen auch hohe Kosten. Deshalb hat die katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist die Arbeitsgemeinschaft „Kirche 2030“ ins Leben gerufen, die sich mit dem Verkauf der nicht mehr benötigten Gebäude befasst.

Fahrradhändler aus dem Stadtviertel

Es traf die St. Rochus-Kirche. Der Verkauf des Gebäudes an den Jülicher Fahrradhändler Tom Oellers ist aber kein Zufall. Er stammt aus dem Stadtviertel, St. Rochus war seine Heimatkirche. Hier wurde er getauft, ging zur Kommunion und sieht täglich den hohen Kirchturm, wenn er seinen kleinen Fahrradladen in der gleichen Straße aufschließt. Als er erfuhr, dass die Kirche zum Verkauf steht, musste er nicht lange überlegen.

Weihnachten letzter Gottesdienst

Weihnachten wird der letzte Gottesdienst in St. Rochus gefeiert, dann wird das Gebäude entwidmet – bis auf die kleine Kapelle hinter dem Altar. Diese soll weiter für Gottesdienste im kleinen Kreis genutzt werden können. Die Figuren in der Kirche, Bänke und die Orgel werden ausgeräumt und zum Teil in anderen Kirchen verwendet.

Es sei der Pfarre ein wichtiges Anliegen, dass die Kapelle weiter genutzt werden könne, sagt Thomas Surma vom Kirchenvorstand. Und dieser Aspekt sei auch bei weiteren Verkäufen vorrangig. Zum Beispiel habe eine Familie Interesse an einer Kirche und habe vorgeschlagen, das Gebäude weiter für Chorproben oder andere Pfarr-Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.

Bereits 26 Kirchen in der Region entwidmet

Eine Anfrage beim Bistum Aachen hat ergeben, dass es in der Städteregion und den Kreisen Düren und Heinsberg 430 Kirchengebäude gibt. 26 davon sind bereits entwidmet worden, berichtet die Pressestelle. Die Gläubigen in Jülich waren anfangs skeptisch, ob ein Fahrradladen in eine Kirche passt, sagt Thomas Surma. Aber Tom Oellers sei ein „Jung‘ aus dem Viertel“ und bei vielen Menschen bekannt, das habe die Menschen letztlich überzeugt. 

Auch bei weiteren Verkäufen will die Pfarrgemeinde genau hinschauen, wer der neue Nutzer ist. Sie besitzt jetzt noch 15 Kirchen, gebraucht werden eigentlich nur drei.