Premiere für Invictus Germany in Düsseldorf

Stand: 27.07.2024, 21:14 Uhr

In Düsseldorf läuft erstmals Invictus Germany. Der deutsche Nachfolger der Invicuts Games, die 2023 zu Gast in der Landeshauptstadt waren.

Gvantsa Khutsishvili und Thomas Korner | Bildquelle: WDR/Joel Bamiselu

„Für Deutschland: Thomas Korner“ dröhnt es laut aus den Boxen im Castello in Düsseldorf. Der ehemalige Soldat läuft auf das Spielfeld und begrüßt den Schiedsrichter und seinen ukrainischen Gegner. Das Tischtennisspiel beginnt. Schnell ist klar, dass Thomas deutlich überlegen ist. Den ersten Satz gewinnt er schon nach wenigen Minuten. Auf der großen Tribüne sitzt Thomas Frau Gvantsa Khutsishvili. Sie sitzt vorne auf der Kante ihres Stuhles und schaut gebannt auf das Spielfeld. In ihrem Gesicht macht sich Stolz breit. Auch für sie ist das ein ganz besonderer Tag. „Für uns als Familie ist das besonders wichtig. Hier bekommen wir ein Stück Akzeptanz und Respekt für das, was unsere Männer gemacht haben.“

Düsseldorf soll dauerhaft Wettkampfstätte für Veteranen werden

Das Feld der großen Sporthalle ist in ein Volleyballfeld, einen Bereich mit Geräten zum Aufwärmen und einen Bereich für Tischtennis aufgeteilt. Überall sieht man Soldaten und Soldatinnen in den unterschiedlichsten Trikots. Laute Musik schallt durch die Halle. Die Stimmung ist gut. Im vergangenen Jahr waren die Invictus Games in Düsseldorf zu Gast. Ein riesiges Sportereignis, bei dem verletzte und kranke Soldatinnen und Soldaten in unterschiedlichen Wettkämpfen gegeneinander antreten. 2025 finden die Spiele in Kanada statt. Der Erfolg in Düsseldorf war so groß, dass man jetzt einen Ableger etablieren möchte, der jährlich in Düsseldorf stattfinden soll. Invictus Germany.

Thomas Korner beim Tischtennisspiel | Bildquelle: WDR/Joel Bamiselu

Auf dem Tischtennisfeld neigt sich der zweite Satz dem Ende zu und auch den kann Thomas souverän für sich entscheiden. Gewonnen! Großer Jubel bei Gvantsa, Thomas und auch bei seinem Gegner. Es wirkt als hätten hier zwei Freunde eine Runde Tischtennis gespielt. Dass Thomas so aktiv und unbeschwert unter vielen Menschen sein kann, war lange unmöglich. Thomas ist an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt. Das ist während eines Einsatzes als UN-Beobachter vor 25 Jahren passiert. Seitdem leidet er unter Depressionen und Angststörungen. Einkaufen, ins Kino gehen oder Freunde besuchen war für ihn lange Zeit nicht möglich. Der Sport hat ihm geholfen, wieder zurück ins Leben zu finden. „Sport ist für mich ein wahnsinniger Ausgleich. Da werden im Körper einfach Dinge produziert, die mir gut tun. Ob es Glückshormone sind, ob es Adrenalin ist… Das macht auf jeden Fall was mit mir und das hilft mir auf meinem weg besser mit der Krankheit zu leben.“

Thomas war schon 2023 bei den Invictus Games dabei. Er hofft, dass Veteranen und Veteraninnen durch die Wettkämpfe mehr Aufmerksamkeit bekommen. „Ich glaube, dass da ein bisschen die Dankbarkeit und auch die Wertschätzung fehlen. Wir trauen uns einfach nicht  zum Ausdruck zu bringen, dass wir stolz auf unsere Soldaten sind.“ Er wünscht sich, dass mehr in die Rehabilitierungsarbeit gesteckt wird.

Mehr Aufmerksamkeit für verletzte Soldatinnen und Soldaten

Sylvie Rubbe mit ihrer Familie auf der Tribüne | Bildquelle: WDR/Joel Bamiselu

Zu den ersten Spielen sind vor allem Veteranen und Veteraninnen und deren Angehörige gekommen. Besucher, die mit Armeen sonst keine Berührungspunkte haben, sind kaum zu finden. Auch Sylvie Rubbe ist mit ihrer Familie gekommen, um ihren Mann anzufeuern, der im Einsatz verletzt worden ist. Sie wünscht sich, dass noch mehr Menschen auf die Spiele und so auf die Schicksale der Teilnehmenden aufmerksam werden. „Das muss viel mehr nach draußen getragen werden. Die Menschen müssen wissen, was wir für Leute haben, die für uns gekämpft haben, für unsere Freiheit. Da müsste viel mehr Dampf gemacht werden.“ Für sie ist Invictus Germany eine neue Möglichkeit in den Austausch zu treten. „Man sieht, dass es auch andere Familien gibt, die körperliche und mentalen Verluste zu verarbeiten haben. Es unterstützen sich alle und halten zusammen. Wir haben alle Verständnis füreinander. Das ist echt super!“  

Sie alle hier wünschen sich, dass es nach der Premiere in diesem Jahr auch in den nächsten Jahren mit Invictus Germany weitergeht.

Unsere Quelle:

  • WDR-Reporter vor Ort