Michael Christensen aus den USA, Gründer der weltweiten Klinikclownbewegung, beugt sich besorgt über den Chefarzt des Marienhospital. Auf Englisch sagt er zu Stephan Buderus, sein Puls sei zu langsam - er bräuchte definitiv einen "Pulsbeschleuniger".
Die Lacher hat Christensen damit schon einmal auf seiner Seite. Das Lachen des Chefarztes klingt allerdings zunehmend verzweifelt. Denn der hört den Clown zwar in der überdimensionalen Arzttasche hinter seinem Rücken kramen, hat aber keine Ahnung, was ihn erwartet.
Klamauk mit ernster Botschaft
Der gesamte Seminarraum verfolgt dann gespannt, wie der Klinikclown von hinten eine riesige, schwarze Plastikspinne langsam über dem Kopf des Chefarzts herablässt. Die Folge: Schallendes Gelächter der Runde – Schreckensschrei vom Chefarzt. Der Klamauk hat eine durchaus wichtige Botschaft: So fühlt es sich an, wenn man sich in fremde Hände begeben muss und nicht weiß, was einen erwartet.
"Meine Mundwinkel tun jetzt schon weh vom Lachen", sagt Pia Patel begeistert. Sie macht erst seit September ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft am Marienhospital. Die Klinikclowns der Stiftung "Humor hilft Heilen" kennt sie aber schon. Seit 2008 besuchen sie auch kranke Kindern auf der Station, auf der Patel arbeitet.
Seit einigen Jahren hat die Stiftung ihr Konzept ausgeweitet. Seitdem gibt es Humorworkshops für Pflegekräfte im Marienhospital in Bonn. Es sei, erzählt ein ehemaliger Teilnehmer, der heute selbst Humorworkshops leitet, wie ein "Samenkorn" gewesen: Eine Initialzündung. Seither gab es 1.600 Workshops mit mehr als 25.000 Pflegefachkräften
Clowns vermitteln heilende Wirkung von Humor
Eigentlich haben Pia und ihre Ausbilderin Sabrina eine Art Clowns-Schulung erwartet, Tricks, mit denen sie ihre kleinen Patienten zum Lachen bringen können. Tatsächlich geht es im Jubiläums-Workshop in Bonn um viel mehr: um Selbsterfahrung und Selbstreflexion. Und um die heilende Wirkung von Humor in einem stressigen Arbeitsalltag.
Was wir vom Clown lernen können? Nicht Slapstick und Klamauk, sondern eher die heitere, unerschütterliche Grundhaltung.
Durch Humor Vertrauen der Patienten gewinnen
Pia muss sich von ihrer Ausbilderin Sabrina jetzt für ein Spiel mit geschlossenen Augen durch den Raum führen lassen. Was kann die tun, damit Pia ihr blind vertraut? Ein fester Griff hilft, erzählen die "blinden Probanden" und klare Ansagen, wo es langgeht.
Michael Christensen, der Begründer der Klinikclown-Bewegung hat schnell den Bezug zum stressigen Klinikalltag hergestellt: Seine Überzeugung: "Gleich im Türrahmen", in den ersten dreißig Sekunden, muss es Ärzten und Pflegefachkräften in jedem Zimmer gelingen, das Vertrauen der Patienten zu gewinnen.
Humorvolle Haltung trotz stressreichem Krankenhausalltag
Eine harte Aufgabe im durchgetakteten Krankenhausalltag, das wissen alle Teilnehmenden hier nur zu gut. Aber am Ende dieses Workshops erzählen Pia und Sabrina, sie würden dem morgigen Arbeitstag schon richtig entgegenfiebern. "Ich bin total fasziniert", sagt die Ausbilderin, "und fest entschlossen, möglichst viel gleich umzusetzen."
Über dieses Thema haben wir auch am 1. Dezember 2023 in der WDR Lokalzeit aus Bonn berichtet.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort