Spatenstich am Mittwoch in Zülpich - für Bürgermeister Ulf Hürtgen war es "ein wichtiger Tag". Wichtig für die Stadt, aber auch für die Bevölkerung, die unter der Flut sehr gelitten habe. Viele Dörfer entlang des Rotbachs und des Vlattener Bachs wurden im Sommer 2021 überschwemmt. Die beiden Bäche sollen durch den Bau eines so genannten Hochwasserabschlags entlastet werden.
Der Hochwasserabschlag - einfach, aber effektiv
Ein ähnliches Bauwerk gibt es bereits am Neffelbach einige Kilometer entfernt: Führt der Bach zu viel Wasser, wird es am Abschlag - einer Art Schleusentor - aufgestaut, bis es eine künstlich angelegte Ablaufkante erreicht. Von dort fließt das Wasser in eine Art Trichter und von dort kontrolliert in den Neffelsee.
Experten glauben, dass so bei der Flut 2021 Schlimmeres verhindert wurde. "Es ist ein relativ einfaches Prinzip mit einer relativ großen Wirkung", sagt Projektleiterin Ronja Wenselau.
Zülpicher See wird zum Auffangbecken XXL
Ganz ähnlich wird es jetzt auch am Vlattener Bach gemacht. Dessen Hochwasser hatte 2021 vor allem in den Ortsteilen Lövenich und Floren schwere Schäden angerichtet. Nach dem Bau des Hochwasserabschlags wird das Wasser künftig über einen 140 Meter langen Kanal in den Zülpicher See geleitet. Der kann bis zu 800.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. In diesem Fall würde der Wasserspiegel um einen Meter steigen. Die Nutzung des Sees als Wassersport-Areal würde das nicht einschränken, so die Projektleiterin.
Erftverband: Genehmigungen dauern immer noch zu lange
Der Hochwasserabschlag ist das erste Projekt der "Interkommunalen Hochwasserschutzkooperation Erft". Die hatte sich im Juni 2022 als Antwort auf die Flutkatastrophe gegründet. Hinter dem sperrigen Namen stehen drei Kreise, 16 Kommunen und die Erkenntnis, dass Hochwasserschutz nur gemeinsam gelingen kann. "Diese Kooperation ist ein Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter für ganz Nordrhein-Westfalen“, sagt Heinrich Schäfer, Vorstand des Erftverbands.
Das größte Problem seien nach wie vor die langen Genehmigungszeiten für solche Projekte. Das bestätigt auch der Zülpicher Bürgermeister Ulf Hürtgen. "Die Bürger machen Druck und den versuchen wir weiterzugeben." Das Problem sei in vielen Fällen die Gesetzgebung: "Europarecht, Bundesrecht, Landesrecht, das ist oft der Hemmschuh und der Grund, warum die Genehmigungen noch immer zu lange dauern."
Am Geld scheitern die Projekte dagegen eher selten. In Zülpich werden bis zu drei Millionen Euro verbaut. 80 Prozent davon zahlt das Land.
Unsere Quellen:
- Erftverband
- Interkommunale Hochwasserschutzkooperation Erft
- Bürgermeister Stadt Zülpich