Idyllisch lebt Marianne Kindermann mitten im Naturschutzgebiet in Bad Münstereifel-Nöthen. Das Grundstück hat ihre verstorbene Mutter vor fast 70 Jahren als angehendes Bauland gekauft und ein kleines Wochenendhäuschen darauf gebaut. Allerdings ohne Baugenehmigung. Nächstes Jahr droht der Abriss.
"Es ist immer wieder ein Stich ins Herz, weil ich hier meine Kindheit verbracht habe. Das Eine ist die Vergangenheit mit meinen Eltern. Jetzt lebe ich mit meinem Mann hier und wir beide sind hier auch sehr, sehr glücklich", sagt Marianne Kindermann mit Tränen in den Augen.
Ihre Mutter macht 2005 einen folgenschweren Fehler
Fast 50 Jahre lang ging es juristisch Hin und Her. Mit dem Ergebnis: das Wochenendhäuschen bekommt eine Ausnahmegenehmigung vom Kreis Euskirchen, erzählt sie uns. Bis ihre Mutter 2005 einen folgenschweren Fehler macht. Sie baut um und vergrößert das Haus.
Mit der Vergrößerung erlischt die Ausnahmegenehmigung im Naturschutzgebiet automatisch. "Klar sind Fehler passiert. Man kann sagen, das ist alles nicht gut und das ist alles nicht rechtens. So sehe ich das auch. Die Frage ist nur: muss man das mit der Härte regulieren?", fragt Marianne Kindermann.
Auch der Kreis Euskirchen tut sich schwer
Ein Dilemma auch für die Verantwortlichen beim Kreis Euskirchen. Seit Jahren beschäftigten sie sich immer wieder mit Wochenendhäusern. Immer wieder bauen Besitzer von Wochenendhäusern an und greifen damit in Naturschutzgebiete ein, sagt Achim Blindert. Er ist zuständig im Kreis Euskirchen und hat den Fall von Frau Kindermann begleitet.
"Das war emotional schon nicht so einfach seinerzeit. Wir haben uns da sehr viel Zeit genommen. Persönlich war ich da auch öfters vor Ort, um das wirklich gut beurteilen zu können. Das ist keine leichte Geschichte, wenn man jemandem sagen muss, Du musst Dein Haus abreißen, auch wenn man weiß, dass die Situation selber verschuldet worden ist."
Juristisch hat Marianne Kindermann alles versucht
Vom Gutachten bis zum Petitionsausschuss. Mehrere tausend Euro hat Marianne Kindermann schon bezahlt, um das Haus ihrer Mutter voller Erinnerungen noch retten zu können. Jetzt startet sie noch einen verzweifelten Versuch: "Ich würde das Haus der Stadt anbieten, dass sie es einer Familie zur Verfügung stellen kann, die dringend ein Dach über dem Kopf braucht. Die Stadt übernimmt nur die Nebenkosten und wir ziehen aus und das auf Lebenszeit."
Der Abriss steht fest
Ihr großzügiges Angebot macht es dem Kreis und damit auch Achim Blindert nicht leichter. "Da muss ich sagen, dass wir im Kreis Euskirchen froh sind um jede Wohnung, die rechtmäßig erbaut worden ist, aber mit Objekten, die ohne Baugenehmigung, also illegal errichtet werden, kann man der Wohnungsnot nicht begegnen." Würde der Kreis das akzeptieren, gäbe es in Naturschutzgebieten viele Nachahmer, erzählt Achim Blindert. Dem müsse der Kreis nun mal vorbeugen.
Damit steht fest: Marianne Kindermann muss sich jetzt ein neues Zuhause suchen. In ein paar Monaten wird das Haus ihrer Mutter definitiv abgerissen.
Unsere Quellen:
- Kreisverwaltung Euskirchen
- Marianne Kindermann im Interview mit Reporterin
Über dieses Thema berichtete der WDR am 17.12.24 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Bonn um 19:30 Uhr.