Sie ist lässig, bequem und bei Vielen fester Bestandteil im Kleiderschrank: die Jogginghose. Doch ob der Schlabberlook nicht nur in der Freizeit, auf dem Sofa zu Hause oder beim Sport, sondern auch in der Arbeitswelt okay ist - daran scheiden sich die Geister.
Das zeigt auch eine WDR-Umfrage in Hattingen. Mit Jogginghose zur Arbeit? "Im Leben nicht", sagt ein Mann. Schließlich gehöre "Anstand zum Leben dazu", meint er. Auch eine Frau antwortet energisch mit "Nein!" auf die Frage, ob sie in Jogginghose in ihrer Firma erscheinen würde. Denn "Kleider machen Leute", sagt sie. Womit die beiden offenbar auf das negative Image der Jogginghose anspielen.
Auch bei Kindern und Jugendlichen ist die Jogginghose nicht immer gern gesehen
Eine Befragte sagt, sie würde schon in Jogginghose zur Arbeit erscheinen, wenn es gesellschaftlich anerkannt wäre. Noch ist das aus Sicht der Frau, die als Hundefriseurin arbeitet, nicht der Fall. Den Hunden wäre es zwar egal, wie man aussieht, sagt sie. "Aber Herrchen und Frauchen würden wahrscheinlich komisch gucken, wenn man in Jogginghose vor ihnen steht."
Selbst bei Kindern und Jugendlichen ist die Jogginghose ein nicht immer gern gesehenes Kleidungsstück. Im Schlabberlook in die Schule? Geht gar nicht, befand im Frühjahr 2023 eine Sekundarschule in Wermelskirchen. Sie erließ damals in einer schulinternen Kleiderordnung ein Jogginghosen-Verbot und kündigte an, Schülerinnen und Schüler bei einem Verstoß gegen die Kleiderordnung nach Hause zu schicken.
Schulministerium: Äußeres Erscheinungsbild ist persönliche Angelegenheit
Das NRW-Schulministerium begrüßte es damals, wenn sich die Schulen vor Ort über eine einheitliche Schulkleidung verständigten. Das Schulgesetz biete dafür einen guten Rahmen. Das äußere Erscheinungsbild eines Schülers sei allerdings grundsätzlich eine persönliche Angelegenheit, die durch das Grundgesetz geschützt werde.
Der Verband Bildung und Erziehung hatte bereits 2016 mitgeteilt, dass Schulen die Jogginghose nicht wirklich verbieten könnten - auch dort gelte "das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit". Eine zwangsweise Einführung, die für alle Schülerinnen und Schüler gelte, sei deshalb nicht möglich. Als rechtswidrig wollte ein Ministeriumssprecher das Verhalten der Schulleitung aber nicht einstufen: "Es kommt auf den konkreten Einzelfall an."
Stilcoach: Inzwischen gibt es Jogginghosen auch fürs Büro
Und was sagt der Modeberater? Ist die Jogginghose tatsächlich so schlecht wie ihr Ruf? "Die Jogginghose war einst gleichbedeutend mit der Kapitulation des guten Stils", sagt der Frankfurter Stilcoach Andreas Rose dem WDR.
Inzwischen gebe es aber neben den bekannten Sweathosen, deren Optik genauso bequem sei wie ihr Material, auch Jogginghosen, die man nicht nur zum Sport oder zu Hause tragen könne. "Diese nennen sich Track-Pants und passen in den Alltag genauso wie in die Abendgarderobe oder ins Büro." Sie seien eine modische Weiterentwicklung und zeichneten sich durch eine sportiv-elegante Optik aus, erklärt Rose. "Geblieben ist von der Gym-is-everywhere-Fashion des Athleisure-Booms eigentlich nur der Tragekomfort: das Weite, Luftige, Bequeme, Weiche."
Unsere Quellen:
- WDR 4-Umfrage in Hattingen
- Andreas Rose, Einkaufs- und Modeberater gegenüber dem WDR