Sonnborner Kreuz in Wuppertal wird 50 Lokalzeit Bergisches Land 16.05.2024 03:50 Min. Verfügbar bis 16.05.2026 WDR Von René Rabenschlag

Sonnborner Kreuz in Wuppertal wird 50

Stand: 16.05.2024, 20:05 Uhr

Das Sonnborner Kreuz an der Autobahn 46 in Wuppertal galt beim Bau als das größte Autobahnkreuz Europas. Dafür ist ein halber Stadtteil abgerissen worden. Jetzt wird das riesige Kreuz 50.

Von Rene Rabenschlag

Die Eröffnung des Sonnborner Kreuzes am 16. Mai 1974 soll ein eher technischer Akt gewesen sein: Zwar waren der Landesverkehrsminister und das Fernsehen vor Ort, doch eine große Feier gab es nicht. Dabei war der Bau dieser 150 Millionen Mark teuren "Verkehrs-Verknotung" technisch, finanziell und städtebaulich durchaus rekordverdächtig.

Vorbilder in den USA

Die Planer hatten es geschafft, die Autobahn 46, drei Land- und Bundesstraßen, zwei Stadtstraßen, die Wuppertale Schwebebahn, die Eisenbahn, Fußgänger und die Wupper im engen Tal zu verbinden. Und das mit 19 Brücken und bis zu 13 Fahrbahnen nebeneinander.

"Man kannte solche Kreuze eigentlich nur von den USA", erinnert sich der damalige Vermessungsingenieur Peter Mintert. Damals seien Delegationen in die Staaten gereist, um sich solche Bauwerke anzusehen und die habe man als Vorbild genommen.

576 Wohnungen abgerissen

Früher Häuser, heute Fahrbahnen. | Bildquelle: René Rabenschlag

Für die Autobahn wurde Wuppertal an dieser Stelle geteilt - der halbe Stadtteil Sonnborn musste hergegeben werden: 576 Wohnungen und Häuser wurden abgerissen. Die Anwohner waren zwar nicht glücklich, aber sie haben auch nicht wirklich protestiert. Aus heutiger Sicht erstaunlich.

Bau mit Vor- und Nachteilen für die Anwohner

Der Historiker Jan Kirschbaum hat für den Bergischen Geschichtsverein Interviews mit Zeitzeugen geführt. Dabei stellte er fest, dass es bis heute kein "Schwarz-Weiß"-Denken zum Bau gebe. Viele Anwohner hätten erst im Nachhinein festgestellt, wie hart dieser Einschnitt war.

Aber es habe auch Vorteile der Umsiedlung gegeben, sagt Kirschbaum. 2.000 Menschen hätten aus alten Vorkriegshäusern in moderne Wohnungen umziehen können. Außerdem habe der Bau dieses wichtigen Verkehrsknotens in der Stadt viele Anwohner mit Stolz erfüllt.

Gigantische Lichtanlage als Zeichen des Fortschritts.

Das Sonnborner Kreuz erhielt mit dem Bau eine für Autobahnen untypische Beleuchtung. Die Fahrbahn wurde von über 650 Natriumdampf-Strahlern erleuchtet. Diese waren allerdings so hell, dass man schon ein halbes Jahr später die Hälfte davon wieder abschaltete.

Seit dem Jahr 2010 bleiben alle Scheinwerfer aus Energie- und Kostengründen aus. Das ist nicht der einzige Sinneswandel in den vergangenen 50 Jahren: Heutzutage - ist man sich in Wuppertal einig - würde man ein solches "Mammutding" so nicht mehr bauen.

Quellen:

  • WDR-Recherche
  • Historiker Jan Kirschbaum