Grill-Restaurants sorgen für dicke Luft in Kölner Viertel

Vor einem Jahr hatten Techniker auf dem Dach eines türkischen Grill-Restaurants im Kölner Eigelsteinviertel den ersten Abgasfilter installiert. Der Hochleistungs-Filter sollte bis zu 96 Prozent der Abgasbestandteile aus dem Grill-Rauch herausfiltern.

Die übrigen vier Grill-Restaurants in dem Viertel folgten diesem Beispiel. Denn ein Gutachten der Stadt Köln war 2022 zu dem Ergebnis gekommen, dass der Grillrauch eine unzumutbare Belästigung für die Anwohner ist.

Nach dem Einbau der Filter schien im Viertel alles wieder in Ordnung zu sein. Aber jetzt beschweren sich erneut Anwohner über Qualm und Geruchsbelästigungen aus den Restaurants.

Hohe Feinstaubwerte am Eigelstein

Aufzeichnungen des weltweiten Projektes "World Air Quality Index" und Luftdaten.info, zweier privater Netzwerke von Luftmessstationen, haben ergeben, dass die Feinstaubwerte in dem Viertel regelmäßig in der Mittagszeit und in den frühen Abendstunden stark ansteigen.

An vielen Tagen erreichen die Werte Warnstufen. Die Luft in einzelnen Straßen im Eigelsteinviertel wird dann von den Betreibern des internationalen Netzwerks als "ungesund" oder "sehr ungesund" eingestuft. "Die Feinstaubwerte sind genau dann stark erhöht, wenn es in den Küchen der Restaurants brummt", sagt der Kinderarzt Christian Döring dem WDR.

Krebserregende Stoffe im Rauch

Döring hat sich intensiv mit Grillrauch beschäftigt. "An den Feinstaubpartikeln hängen Stoffe, die bei der Verbrennung auf dem Grill entstehen. Darunter sind einige Stoffe, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Bei anderen Stoffen, wie Benzol, wissen wir sicher, dass sie krebserregend sind", sagt der Mediziner.

Der WDR hat die Betreiber der großen Grillrestaurants gefragt, wie sie zu dem Vorwurf stehen, dass ihre Filter möglicherweise nicht richtig funktionieren. Einer der Wirte hat - offenbar in Absprache mit den anderen - schriftlich geantwortet:

"Die verbaute mehrstufige Abluftreinigungsanlage erfüllt nicht nur die gesetzlichen Anforderungen, sondern reduziert (…) sogar Emissionen über das gesetzlich geforderte Maß hinaus." Restaurantbetreiber

Stadt hält Daten für nicht aussagekräftig

Die Stadt Köln hält die Feinstaub-Daten des privaten Netzwerks von Luftmessgeräten nicht für aussagekräftig. In einer schriftlichen Stellungnahme der Stadtverwaltung an den WDR heißt es dazu:

"Aus Sicht des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes besteht kein Hinweis auf eine außergewöhnliche Luftschadstoffbelastung. (…) Eine fachliche Aussage, ob die Messergebnisse einen Zusammenhang mit dem Betrieb von Holzkohlegrills in Restaurants im Eigelsteinviertel aufweisen, kann nicht getroffen werden."

Die Stadt will jetzt mit einem neuem Gutachten überprüfen, ob die Filteranlagen der Grillrestaurants die Luftbelastung auch wirklich reduzieren. Unklar ist, wann die Stadt die Ergebnisse des Gutachtens vorlegen will.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichtet der WDR am 05.01.24 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln.