Telekom testet ferngesteuerte Autos in Bonn

Stand: 03.08.2023, 16:00 Uhr

Ein Pilotprojekt soll zeigen, wie gut sich Autos aus der Ferne über das Mobilfunknetz lenken lassen. Der Prototyp rollt durch den normalen Straßenverkehr.  

Von Sebastian Tittelbach

Die Deutsche Telekom und die MIRA GmbH aus Düsseldorf haben gemeinsam ein Pilotprojekt zum sogenannten teleoperierten Fahren gestartet. Der Prototyp ist ein elektrisch angetriebener Shuttlebus, der zwischen zwei Telekom-Standorten in Bonn-Beuel pendelt.

Gelenkt wird das Auto von einem Leitstand aus. Von dort bedient der Teleoperator alle Funktionen vom Lenkrad über Pedale, Blinker bis zur Hupe. Durch zehn Videokameras hat er einen Überblick über den Verkehr rund um das Auto.

Sicherheitsfahrer muss an Bord sein

Die Stadt Bonn hat den Verkehrsversuch auf der Straße genehmigt. Die festgelegte Teststrecke ist rund einen Kilometer lang und führt dabei über den viel befahrenen Landgrabenweg mit mehreren Ampeln, zwei Kreisverkehren und Zebrastreifen. Zu den Auflagen gehört, dass das Fahrzeug nicht bei Regen fahren darf und derzeit ein Sicherheitsfahrer an Bord sein muss, der jederzeit eingreifen kann.

Bevor der Teleoperator die Kontrolle über das Fahrzeug übernimmt, testet er jedes Mal alle Fahrfunktionen gemeinsam mit dem Operator. Während der Fahrt halten beide über das Handy Kontakt.

Fahrer könnte von Leitstelle mehrere Shuttle steuern

Die Fahrbefehle und das Videobild werden über das 5G-Mobilfunknetz der Telekom übertragen. Olga Nevska, Geschäftsführerin Telekom MobilitySolutions, kann sich vorstellen, dass die neue Technik bei der Shuttle-Flotte des Unternehmens zum Einsatz kommen kann. Wenn ein Shuttle wegen Wartezeiten stillsteht, könnte der Fahrer von seinem Leitstand aus ein anderes Shuttle lenken.

Telekom will Versuch ausweiten

"Wir sind überzeugt, dass teleoperiertes Fahren die Effizienz und Nachhaltigkeit des Verkehrs verbessern wird." Klaus Kappen, Geschäftsführer der MIRA GmbH

Auch wenn Autopiloten immer größere Fortschritte machten, bleibe der menschliche Eingriff auch auf lange Sicht nötig, da es immer wieder Fahrsituationen gebe, in denen eine Software überfordert sei. Dazu gehörten technische Fehler oder unvorhergesehene Ereignisse, wie Baustellen, Straßensperren und Unfälle.

Noch handelt es sich bei dem ferngesteuerten Shuttle um einen Prototypen. Anstelle des Beifahrersitzes ist ein großer Plexiglaswürfel mit der Elektronik verbaut. Technisch sei man aber weit und warte auf den Gesetzgeber, so Kappen.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Teleoperation werden derzeit auf nationaler und europäischer Ebene festgelegt. In Bonn soll der Versuch ausgeweitet werden, Telekom und MIRA haben eine weitere Teststrecke bei der Stadtverwaltung beantragt.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit Bonn am 03.08.2023 auch im Fernsehen.