Nach gerade mal zehn Minuten wurde am Vormittag der Prozess unterbrochen. Jetzt soll der Prozess in einer Woche fortgeführt werden.
Die Verteidiger der beiden Angeklagten hatten die Aussetzung des Verfahrens gefordert, weil sie im Vorfeld nur unvollständige Anklagen erhalten hätten. "In der Anklagefassung, die wir haben fehlen Taten und Tatzeiträume. So ist eine vernünftige Vorbereitung auf das Verfahren nicht möglich", erklärte ein Verteidiger.
Dem 23-jährigen Angeklagten und seiner 22-jährigen Partnerin werden unter anderem Beihilfe zu Sprengstoffexplosionen und zu besonders schwerem Diebstahl vorgeworfen.
Spezialvermieter erst 2022 gegründet
Der 23-Jährige hatte die Autovermietung mit dem speziellen Service erst im August 2022 gegründet und die hochmotorisierten, weit über 250 Stundenkilometer schnellen Wagen, als "Traumautos" angeboten und beworben. Einige Fahrzeuge gehörten dem Angeklagten selbst, andere waren geleast worden.
Die 22-jährige Mitangeklagte und Freundin hatte ihm laut Anklage im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung im Büro geholfen.
Mietautos auffällig oft in Tatortnähe
Das Geschäft lief gut - bis der Polizei 2023 auffiel, dass die Mietwagen aus Gronau auffällig oft in der Nähe von Geldautomatensprengungen auftauchten. Unter anderem an Tatorten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Zwei Mal auch in Neuss und Mönchengladbach. Daraus leite sich die Zuständigkeit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ab, erklärt Behördensprecher Julius Sterzel.
Vermieter überwacht und abgehört
In der Folge war der Gronauer Autovermieter überwacht, die Telefone der beiden Angeklagten abgehört und die Chats ausgewertet worden. Laut Anklage hatte sich das Paar regelmäßig über die mit den Mietfahrzeugen verübten Geldautomatensprengunge ausgetauscht.
Vermieter von Sprengungen profitiert
Der 23-Jährige soll durch die hohen Mietpreise selbst finanziell von den Automatensprengungen profitiert haben. Zudem waren die Täter bei ihren Fluchtfahrten völlig rücksichtslos. “Zumindest in einem Fall starb ein unbeteiligter Verkehrsteilnehmer bei der rasanten Flucht der Täter vor den Einsatzkräften“, sagt eine Gerichtssprecherin.
Mietwagenangebot nicht neu - kein Einzelfall
Die beiden Angeklagen sind nicht die einzigen Anbieter des besonderen Mietwagenservices. Die Idee hatten auch zwei Niederländer aus Enschede.
Die beiden 21 und 44 Jahre alten Männer, deren Firma auch einen Sitz in Gronau hatte, hatten laut Anklage schon 2021 einen hochmotorisierten Wagen regelmäßig verschiedenen Tätergruppierungen vermietet. Und das, obwohl sie wußten, dass das Auto für Geldautomatensprengungen in Deutschland genutzt werden würde.
Die Ermittler werfen den beiden Niederländern Beihilfe zu 15 vollendeten und 5 versuchten Geldautomatensprengungen in NRW, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen und Luxemburg vor. Das Duo soll dafür 28.000 Euro an Fahrzeugmiete kassiert haben. Die Geldautomatensprenger sollen dabei wiederum Beute in sechsstelliger Höhe erzielt und Schäden in Höhe von über 1,5 Millionen Euro verursacht haben. Ein Anklage gegen diese Beiden gebe es noch nicht, erklärt Behördensprecher Julius Sterzel.
Für den aktuellen Strafprozess sind bis Ende April 14 Verhandlungstage angesetzt.
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Düsseldorf
- Reporter vor Ort