Düsseldorf ändert elf historisch belastete Straßennamen

Stand: 25.10.2023, 19:53 Uhr

Eine Kommission hatte im Jahr 2020 Straßennamen zur Umbenennung empfohlen, weil sie nach Personen aus der Kolonial- oder NS-Zeit benannt sind. Jetzt soll die Politik Änderungsvorschläge beschließen.

Von Peter Hild

Der Düsseldorfer Planungsausschuss sollte am Mittwochnachmittag die elf Änderungsvorschläge auf den Weg bringen, verschob die abschließende Beratung jedoch auf die kommende Ratssitzung. Sie waren in den vergangenen Monaten auf Infoveranstaltungen in den einzelnen Stadtbezirken von den Bürgern vorgeschlagen worden.

Ein wissenschaftlicher Beirat unter anderem mit Experten der Mahn- und Gedenkstätte und des Stadtarchivs hatte fast zwei Jahre lang rund hundert Straßennamen in Düsseldorf näher untersucht, deren Namensgeber nach 1870 gestorben sind.

Bürger vor Ort machen Vorschläge

In den digitalen und Präsenzveranstaltungen der Stadt in den einzelnen Bezirken diskutierte und einigte man sich mit den Bürgern vor Ort und deren Vorschlägen auf die jeweiligen neuen Straßennamen.

Vier der elf belasteten Straßennamen liegen im Stadtteil Urdenbach. Sie sind bislang nach Kolonialpolitikern benannt und sollen nun nach dem Wunsch der Anwohner die Nähe des Quartiers zum Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe ausdrücken. Künftig sollen die Straßen daher zum Beispiel "Auenblick" oder "Am Auwald" heißen.

Mehr Frauenpräsenz

Rund 100 Straßennamen hat die Kommission überprüft | Bildquelle: © Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young

In Zukunft werden auch mehr Straßen nach Frauen benannt, ein erklärtes Ziel der Stadt. Viele haben dabei einen Düsseldorfer Bezug, so wird die Pfitznerstraße in Benrath demnächst Clara-Schumann-Straße heißen. Auch ein bekannter Name wie der des Autobauers Ferdinand Porsche wird nicht mehr auf Straßenschildern der Stadt zu sehen sein.

"Porsche hat das NS-Regime von Anfang an hofiert, und er wurde von ihm hofiert. Er ließ wissentlich Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in seinen Werken schuften und hat sich nie davon distanziert", erklärt Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. Die Porschestraße soll deshalb nach Ilna Wunderwald umbenannt werden, einer Düsseldorfer Künstlerin und Modedesignerin.

Diskussion um Joseph Beuys

Im Zuge der Prüfung durch die wissenschaftliche Kommission wurde auch über einige berühmte Namen diskutiert, wie den Schauspieler Gustaf Gründgens oder den Künstler Joseph Beuys, nachdem ein Straßenabschnitt am Rheinufer benannt ist.

Auch seine Vergangenheit wurde geprüft: Joseph Beuys | Bildquelle: WDR/dpa

Der Düsseldorfer Kunstbetrieb war deshalb zeitweise in Aufregung, kurz vor dem hundertsten Geburtstag von Beuys im Jahr 2021, der lange an der Düsseldorfer Kunstakademie gelehrt und gearbeitet hatte. Schließlich stufte die Kommission Beuys aber als "unbelastet" ein.

Stadt übernimmt Verwaltungskosten

Die Stadt übernimmt die für die von der Umbenennung betroffenen Anwohner anfallenden Verwaltungskosten, etwa für die notwendigen Änderungen des Personalausweises, des Führer- und des Fahrzeugscheins.

Die Verwaltung informiert darüber hinaus automatisch etwa die Stadtwerke, die Müllentsorgungsbetriebe, aber auch die Deutsche Post über die Namensänderungen, so dass alle Sendungen weiter korrekt zugestellt werden sollten.

Betroffene müssten selbst jedoch etwa ihre Versicherungen, Krankenkassen oder auch Telefon- und Internetanbieter für die notwendigen Änderungen der Verträge informieren. Final wird der Düsseldorfer Stadtrat am 9. November über die neuen Straßennamen entscheiden.

Düsseldorf ändert elf belastete Ortsnamen 00:39 Min. Verfügbar bis 26.10.2025