Autobahn 44: Druck auf Bundesverkehrsministerium wächst Lokalzeit aus Aachen 05.08.2024 02:42 Min. Verfügbar bis 05.08.2026 WDR Von Thomas Wenkert

Autobahn 44: Druck auf Bundesverkehrsministerium wächst

Vor sechs Jahren wurde das neue Teilstück der Autobahn 44 offiziell eröffnet. Die zehn Kilometer lange Trasse führt durch den Braunkohletagebau Garzweiler.

Seit der Eröffnung steht diese Autobahn in der Kritik. Schon sieben Mal musste der Abschnitt bei starkem Wind gesperrt werden: Lkw kippten um, es gab mehrere Unfälle. Zuletzt im Februar.

Jetzt haben sich zehn CDU-Landtags- und Bundestagsabgeordnete mit einem Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gewandt. Sie fordern mehr Sicherheit für die Autobahn 44. Und dabei beziehen sich die Christdemokraten aus der betroffenen Region auf ein Gutachten, dessen Ergebnis die zuständige Autobahn GmbH erst auf Druck der Presse veröffentlicht hat.

Darin wird eine Windschutzwand für den Abschnitt vorgeschlagen. Und das fordern jetzt die CDU-Abgeordneten. Geld dafür sei da, sagen sie: Schließlich musste RWE für den Rückbau der einstigen Autobahn 61 einen Ausgleich zahlen.

Antwortbrief liegt vor

Aber das Verkehrsministerium in Berlin sieht das ganz anders. In dem Antwortbrief, der dem WDR vorliegt, wird auf die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen hingewiesen. "Zur Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer wurde dazu auf die Gefahrenlage "Wind" durch das Anbringen von Windanzeigen (Windsäcken) reagiert.

Landtagsabgeordneter Schnelle | Bildquelle: WDR / Thomas Wenkert

Im gleichen Zuge wurde die Geschwindigkeit für Lkw und Pkw mit Anhängern reduziert", heißt es in dem Schreiben des Ministeriums. Eine Windschutzwand sei zunächst nicht erforderlich. "Dieses Schreiben ist ein Schlag ins Gesicht", sagt der NRW-Landtagsabgeordnete Thomas Schnelle (CDU).

Windgefahr werde zunehmen

Gerade vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Jahrzehnten das heutige Braunkohleloch mit Rheinwasser gefüllt wird, eine Seenlandschaft entsteht. "Das wird eine spiegelglatte Fläche. Der Wind kommt aus Westen. Dann wird der Winddruck auf die Autobahn zunehmen", sagt Schnelle. Und jede Sperrung bedeutet, dass sich Lkw- und Pkw-Schlangen durch die kleinen Dörfer in Nähe der Autobahn zwängen müssen.

Nach Meinung der Christdemokraten aus der Region muss mehr in die Sicherheit der zehn Kilometer langen Autobahn investiert werden. Schließlich sei die Autobahn nicht mehr als Provisorium gedacht, so lange Kohle im Tagebau Garzweiler abgebaut wird. Die Strecke wird bleiben.

Verursachte der Wind einen tödlichem Unfall?

In Herzogenrath verfolgt Gaby Becker die Diskussion um die Sicherheit auf der Autobahn: Ihr damals 18-jähriger Sohn ist im Sommer 2020 auf dem neuen Teilabschnitt ums Leben gekommen. Bis heute ist die Unfallursache nicht klar. Die 60-Jährige will Gerechtigkeit, aber bislang wurden keine Ermittlungen zu dem Unfall aufgenommen.

Gaby Becker | Bildquelle: WDR / Thomas Wenkert

Zur Zeit liegt bei der Staatsanwaltschaft Essen eine Strafanzeige gegen Unbekannt vor. Getan hat sich nichts. "Ich bin froh, dass sich jetzt die Politik in die Diskussion einschaltet. Es werden noch mehr Unfälle passieren", sagt Gaby Becker, die vermutet, dass der Wind auch die Ursache für den Unfall ihres Sohnes gewesen ist.

Gespräche angekündigt

Schon bald wollen die Politiker mit der zuständigen Autobahn GmbH das Gespräch suchen. "Wir hoffen auf Lösungen und auch, dass uns das Bundesverkehrsministerium endlich unterstützt", sagt Schnelle.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort