Wer macht sich bloß die Mühe, sein Auto vollzuladen, um seine alten Autoreifen, die ausgediente Waschmaschine oder Müllsäcke voller Gartenabfälle in den Wald zu fahren und dort einfach zu entsorgen? Und offensichtlich werden die illegalen Müllberge dort immer größer, das jedenfalls hat der Landesbetrieb Wald und Holz beobachtet.
Die Täter können nur selten ermittelt werden. Die Entsorgung zahlt letztlich fast immer der Staat und damit alle Bürger. Kosten: 1,2 Milliarden Euro pro Jahr.
Wald wird zur teuren Müllkippe
Frank Pechtheyden vom Landesbetrieb Wald und Holz, hat wirklich schon alles gesehen - komplette Haushaltsauflösungen fänden sich mittlerweile im Grünen. Neben Schränken, Tischen und Fernsehern finden sich regelmäßig ganze Schuttberge im Wald.
Auch Plastikmüll landet immer wieder in Wäldern und damit im Ökosystem. "Gerade wenn es sich um Plastikmüll handelt, ist das etwas, was sehr lange im Ökosystem verbleibt. Das dauert Jahrzehnte, Jahrhunderte, bis diese Stoffe abgebaut werden", erklärt Forstexperte Konstantin Brax. "Es können Stoffe auch ins Trinkwasser eindringen, die dann auch für den Menschen schädlich sind.“
Kostenlose Entsorgung am Recyclinghof
Anstatt seinen Müll aufwändig in entlegene Waldstücke zu fahren, könnte man sie ganz bequem an den kommunalen Entsorgungsstellen angeben. "Verbraucherinnen und Verbraucher können ihre ausrangierten Elektro- und Elektronikgeräte kostenlos bei den kommunalen Sammelstellen abgeben – zum Beispiel auf den Wertstoffhöfen oder beim Schadstoffmobil. In manchen Kommunen gibt es zudem Sammelcontainer für Kleingeräte an öffentlichen Plätzen oder es wird eine sperrmüllbegleitende Abholung der Elektroaltgeräte angeboten", darauf weist das Umweltbundesamt hin. Bei Recyclinghöfen im Land ist die Entsorgung von Elektrogeräten, Möbelteilen oder Batterien kostenfrei.
Für manche Altlasten wie Autoreifen wird oft eine geringe Gebühr erhoben. Vielleicht wollen sich also die illegalen Müllentsorger einfach Kosten sparen, zum Beispiel wenn sie Altreifen in der Natur entsorgen. Werden sie erwischt, kann das aber noch um ein Vielfaches teurer werden. "Schon für bis zu fünf illegal entsorgte Pneus zahlen Sie je nach Bundesland bis zu 1000 Euro Bußgeld", heißt es dazu beim ADAC. In NRW drohen noch höhere Strafen. Laut ADAC sind hier theoretisch Strafen von bis zu 100.000 Euro möglich.
Erklärungen für illegale Müllentsorgung in der Natur sind schwer zu finden. "Es handelt sich bei der Müllabladung um eine Form soziopathischen Verhaltens", bilanziert Sven Selbert vom Naturschutzbund gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Warum Gartenabfälle nicht in den Wald gehören?
Doch das Problem sind nicht nur Möbel, Farbeimer, alte Platten oder Autobatterien - auch Grünschnitt aus dem Garten landet immer wieder illegal an Waldrändern. Berge von Laub, Rasenschnitt oder abgesägten Ästen finden sich - teils noch in Plastiksäcken verpackt.
Wer jetzt denkt, der grüne Abfall aus dem Garten verrottet doch sowieso, liegt nicht ganz richtig. Denn: "Das Verrotten führt zur Veränderung der eigentlichen Waldvegetation", erklärt Förster Frank Pechtheyden. Nicht selten verbreiten sich durch die Gartenabfälle Zierpflanzen im Wald, die die heimischen Pflanzen verdrängen.
Guter Kompost für den eigenen Garten
Wer einen eigenen Garten hat, kann einfach seinen Grünschnitt dort kompostieren und später auf seinem eigenen Grund verteilen. Rasenschnitt eignet sich auch unkompostiert als Mulchschicht und Frostschutz für Beete im Winter, so der Landesbetrieb Wald und Holz. Ein weiterer Vorteil: Aufgeschichtete Strauch- und Blätterhaufen dienen häufig Tieren im Winter als Unterschlupf, begünstigen die Artenvielfalt im Garten, geben nützlichen Insekten ein Zuhause und Vögeln damit mehr Nahrung.
Für kleine Mengen Grünschnitt gibt es die Biotonne, größerer Mengen können meist kostenlos auf Werkstoffhöfen entsorgt werden.
Wilden Müll melden per App
Viele Städte versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen. Das Entsorgungsunternehmen in Köln hat zum Beispiel zwei Detektive, die herauszufinden sollen, wer den Müll in die Natur geworfen hat.
Wer "wilden Müll" melden möchten, kann sich an die Abfallbehörde seiner Stadt oder seines Landkreises wenden. In manchen Städten gibt es bereits spezielle Apps dafür - wie in Köln oder Wülfrath. In Essen kann man zum Beispiel Angaben oder Fotos zu Fundorten auf einer Seite hochladen. Dort gibt es den Online-Mängelmelder. Auf einer Karte wird auch angezeigt, ob das Problem mittlerweile gelöst wurde.
Unsere Quellen:
- Landesbetrieb Forst und Wald
- Interview mit Frank Pechtheyden
- Interview mit Konstantin Brax
- Umwelt Bundesamt
- ADAC
- Nachrichtenagentur dpa