Cold Case: Vor 20 Jahre erfror ein ausgesetzter Säugling in Reichshof-Eckenhagen Lokalzeit aus Köln 23.10.2023 Verfügbar bis 23.10.2025 WDR Von Markus Schmitz

Cold Case um totes Baby im Oberbergischen: Fall geschlossen

Stand: 18.12.2023, 11:47 Uhr

Die Polizei schließt jetzt einen sogenannten Cold-Case. Der Fall eines vor 20 Jahren ausgesetzten und gestorbenen Babys in Reichshof-Eckenhagen wird wohl ungeklärt bleiben.

Die Polizei hatte wegen Totschlags ermittelt und der verjährt nach 20 Jahren, heißt es vom Kriminalhauptkomissariat. Im Dezember 2003 fand eine Passantin in Reichshof einen kleinen Jungen, der bei drei Grad Außentemperatur einfach in einen Hauseingang gelegt wurde. Die Mutter muss zuvor wohl geklingelt haben, allerdings bei einer älteren Frau, die nur aus dem Fenster schaute, aber nicht zur Haustür ging. Ein erneuter Zeugenaufruf in diesem Herbst brachte keine weiteren Hinweise.

Letzter Versuch vor der Verjährung

Sein kurzes Leben dauerte nur wenige Stunden: ein kleiner Junge starb, weil er einfach in einen Hauseingang gelegt wurde - im Winter. 2003 findet eine Frau das Kind bei einer Außentemperatur von drei Grad. Die schnelle Hilfe ist ohne Erfolg – der kleine Junge stirbt im Krankenhaus. Es hat sich in all den Jahren nie eine Spur auf die Mutter ergeben. Die Kölner Polizei ließ nicht locker und hatte sich wenige Wochen vor der nach 20 Jahren einsetzenden Verjährung erneut an die Öffentlichkeit gewandt. Im Oktober veröffentlichte sie Fotos der Babykleidung.

"Viel zu dünn angezogen"

"Das Kind sollte gefunden werden", sagte Ermittlerin Kerstin Nolte von der Kölner Polizei im Oktober. Sie bearbeitet die sogenannten Cold-Cases, Fälle bei denen es um Tötungsdelikte geht und die schon länger zurückliegen. Die Ermittlerin geht davon aus, dass die Mutter das Kind an dem Abend des 12. Dezember 2003 vor die Eingangstür eines Hauses in Eckenhagen legte.

Alte Frau konnte Tür nicht öffnen

Man habe DNA-Spuren an dem Klingelknopf festgestellt. Was die Mutter offenbar nicht wusste, so die Ermittlerin weiter, dass in dem Haus eine sehr alte Frau lebte, die nicht mehr gut laufen konnte. Die Bewohnerin konnte, so formuliert die Ermittlerin weiter, damals nicht die Eingangstür öffnen, sondern blickte nur aus dem Fenster. Von dort konnte sie das Kind nicht sehen, und die Mutter war ohnehin schon weg.

Erst als eine Frau, die sich um die Bewohnerin kümmerte, ans Haus kam, wurde der Junge gefunden. Sofort begannen die Ermittlungen der Polizei: Zeugenaufrufe und Hausbefragungen. Die Ermittler riefen auch etliche Frauen dazu auf, Speichelproben abzugeben. Aber alles ohne Erfolg. DNA-Material der Mutter und auch des Vaters liegen zwar vor. Eine heiße Spur hat sich aber auch dadurch bis heute nicht ergeben.

Hoffnung der Polizei

Die Ermittlerin hatte darauf gehofft, dass sich irgendwer im Bereich Eckenhagen oder im Oberbergischen Kreis daran erinnert, dass eine junge Frau schwanger, vielleicht überfordert war und später kein Kind vorweisen konnte. Es ging bei der erneuten Spurensuche aber auch noch um einen anderen Punkt, sagte die Kölner Polizei: "Die Suche richtet sich auch nach dem Vater, möglicherweise gibt es auch einen Mann, der sich erinnert, eine Beziehung geführt zu haben, aus der möglicherweise eine Schwangerschaft entstanden ist."

 Erfahrene Ermittlerin bearbeitet viele Fälle  – "jeder hat etwas Tragisches"

In der Cold-Case Abteilung der Kölner Polizei liegen noch etliche ungelöste Mord- und Tötungsdelikte. Jeder Fall habe etwas Besonderes oder Tragisches, sagt Ermittlerin Nohl. In dem Fall des toten Kindes sagte sie: "Immer,  wenn ein Säugling unter diesen Umständen abgelegt wird und sich eine Mutter nicht mehr anders zu helfen weiß, als das Kind im Dunkeln und in der Kälte abzulegen, dann macht das schon etwas mit einem."

Der kleine Junge wurde Tage nach seinem Tod auf einem Kindergräberfeld auf dem Westfriedhof in Gummersbach beerdigt. Zuvor gaben ihm offenbar die Behörden den Namen Dominik.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 18.12.2023 auch im Radio auf WDR 2.

  • Unsere Quelle:

Polizei Köln