Noch hängt er wackelig in der Luft: der Bonner Weihnachtsbaum. Ein paar Meter über dem Boden baumelt der Stamm der Nordmanntanne, während die Spitze von einem großen Kran gehalten wird. Mit geschultem Blick gibt Willi Palz vom Amt für Stadtgrün seinem Team Anweisungen, damit der Baum gerade in das Loch abgesenkt wird. 13 Meter misst die Tanne - ein echter Balanceakt auf dem Markt vor dem Alten Rathaus. Bis hierher hat der Baum aber bereits eine abenteuerliche Reise hinter sich.
"Es ist etwas Besonderes, für das Rathaus oder überhaupt für die Städte Bäume zu liefern", erzählt Hubertus von Groote, während er in seinem Waldstück am Forsthaus Londorf bei Bornheim steht und auf die Nordmanntanne deutet. Noch ragt der Baum stolz in den verschneiten Novemberhimmel, fest verankert im Boden. 15 Jahre hat die Tanne Zeit gehabt, zu wachsen. An diesem Tag wird sie gefällt. Die Stadt Bonn hat sich ihren Weihnachtsbaum selbst ausgesucht.
Eine Premiere auf dem Bonner Weihnachtsmarkt
Dann ist der große Moment gekommen: Die Kettensäge wird angeworfen - dem Baum geht's an den Kragen. Keile sorgen dafür, dass die Tanne in die richtige Richtung fällt. Dann geht alles ganz schnell. "Der fällt", ruft von Groote und da ist es auch schon geschehen. Aber die Tanne liegt perfekt. Der Stamm wird auf die richtige Länge zugeschnitten, die unteren Äste gestutzt. Liebevoll hebt ein kleiner Traktor die Tanne an und zieht sie aus dem Wald, damit keine Äste abbrechen und nicht zu viel Dreck haften bleibt. Schließlich soll sie in Bonn eine gute Performance abliefern.
Am nächsten Morgen wird sie abgeholt und nach Bonn gefahren. Das Team ist eingespielt, alles klappt reibungslos. Palz ist schon seit 40 Jahren für das Aufstellen des Bonner Weihnachtsbaums zuständig. Eine Premiere gibt es aber auch für ihn in diesem Jahr: "Das Loch ist neu gemacht worden, damit wir den Baum zur schönen Seite drehen können."
Kleine Transportschäden sind normal
Jetzt wird's ernst, der Baum wird in den Boden eingelassen. Schnell stecken Mitarbeitende Holzkeile neben den Baum, damit er nicht mehr wackeln kann. Die Schokoladenseite zeigt nach vorne.
Ganz unversehrt hat er seine Reise aber doch nicht überstanden: Es fehlen an der Seite viele Äste. "Diese entstandenen Lücken schmücken wir nachher noch etwas aus mit Ästen. Damit diese Liegefläche, die beschädigt ist, kaschiert wird", sagt Palz. "Das ist dem Transport geschuldet und passiert eigentlich jedes Jahr."
Freitag wurde der Bonner Weihnachtsbaum mit Lichtern von den Stadtwerken geschmückt - dann zeigt er sich endgültig von seiner besten Seite.
Unsere Quellen:
- Interview mit Hubertus von Groote
- Interview mit Willi Palz
- Stadt Bonn
- WDR-Reporterin vor Ort