Den kurzfristig angemeldeten Protest der Gruppe "Students for Palastine" beendeten die Teilnehmer ebenfalls am Nachmittag. Gegen 10:30 Uhr hatten etwa zehn bis 20 Demonstrierende eine Blockade vor dem Zugang des Unigebäudes aus Richtung des Hofgartens errichtet. Vom Balkon des Gebäudes und von einem Baugerüst wehten palästinensische Flaggen und Plakate mit der Aufschrift "Students Unite Reclaim Your Space" und "Rafah Burns".
Die Versammlung hinter der Blockade aus Bauzäunen war nicht angemeldet. Zudem war ein Teil der Demonstrierenden dort vermummt, was ebenso wie die Besetzung der Zugänge laut Polizei eine Straftat darstellt.
Hundertschaften aus Aachen und Heinsberg
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und sperrte das Gebiet um die Demonstrierenden im Umkreis von 100 Metern ab. Sogar Hundertschaften aus Aachen und Heinsberg waren im Einsatz. Mehr als 20 Polizeifahrzeuge positionierten sich vor dem Hintereingang des Bonner Universitätsgebäudes. Rund 200 Beamtinnen und Beamte waren insgesamt vor Ort.
Gegen 13:45 Uhr kündigte die Polizei per Durchsage an, die nicht angemeldete Demo hinter den Bauzäunen aufzulösen. Beamtinnen und Beamten einer Hundertschaft näherten sich der Gruppe. Es wurde unruhig und angespannt. Die angemeldeten Demonstrierenden von "Students for Palastine" wechselten vom Rand der Hofgartenwiese direkt vor die Reihe der Polizeibeamten. Immer wieder ertönten "Free, free, Palastine!"-Sprechchöre.
"Wir sind erschrocken über das große Polizeiaufgebot", sagt die Sprecherin von "Students for Palastine Bonn". In Dublin hätten demonstrierende Studenten die Uni straffrei besetzen können. Hier sind unangemeldete Demos und vermummte Demonstranten Straftaten.
Hektik kam bei der Polizei auf, als am Rand der Hofgartenwiese plötzlich israelische Flaggen auftauchten. Die Polizei stellte sich schnell dazwischen. Es blieb friedlich, zumindest gab es keine körperlichen Auseinandersetzungen.
Uni Bonn von Protesten "überrumpelt"
Die Uni Bonn hat Strafanzeige gegen die unangemeldeten Demonstrierenden erstattet: "Wir sind von den Ereignissen auch erst mal überrumpelt worden", sagt Unisprecher Andreas Archut. Damit, dass Ausgänge verbarrikadiert worden waren, seien Grenzen überschritten worden. "Das geht überhaupt nicht", erklärt er und erwähnt dabei auch die Studierenden aus Israel, die sich an der Uni zunehmend unsicherer und unwohler fühlen würden.
Dass die Demonstrierenden hinter den Bauzäunen heute selbst Studierende der Uni Bonn sind, ist wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher. Sie könnten in Verbindung mit dem schon seit Wochen am Rand der Hofgartenwiese aufgebauten pro-palästinensischen Protestcamp stehen.
Polizei muss Demonstrierende wegtragen
Die Polizei hat die unangemeldet Demonstrierenden am Nachmittag schließlich nachdrücklich aufgefordert, den Platz zu verlassen. Es hatte sich niemand gefunden, der sich für die Versammlung verantwortlich zeigt und sie nachträglich anmeldet. Die Polizei wird nach eigenen Angaben häufig zu spontanen Versammlungen gerufen. Normalerweise gebe es aber eine gute Kommunikation und es würde sich ein Verantwortlicher finden.
Bei der Demo-Gruppe heute hinter den Bauzäunen sei das nicht gelungen. Am Ende mussten Polizeibeamte einige Demonstrierende wegtragen. Die letzten drei sind ohne Zwang über eine bereit gestellte Leiter vom Baugerüst gestiegen. Die Polizei stellt die Identität der Demonstrierenden fest und ermittelt, inwieweit sie sich nun zum Beispiel wegen Hausfriedensbruch verantworten müssen.
Quellen:
- Pressesprecher der Universität Bonn
- WDR-Reporter vor Ort