Dormagen: Bohrungen für umstrittene Rheinwasserleitung beginnen

Stand: 09.09.2024, 12:15 Uhr

In Dormagen beginnen heute Probebohrungen für die Befüllung der künftigen Seen im Braunkohlentagebau. Kritiker warnen vor Schäden.

Von Thomas Kalus

Dort wo die Bagger heute noch Kohle aus der Erde holen, soll es in Jahrzehnten riesige Seen geben. Der Plan des Tagebaubetreibers RWE Power sieht so aus: Die riesigen Löcher, die durch den Kohleabbau in Garzweiler und Hambach entstanden sind, sollen ab 2030 über unterirdische Rohre mit Rheinwasser gefüllt werden.

Tagebauseen sollen in 40 Jahren voll sein

Die Vision: Die geplanten Tagebauseen werden als Badegewässer, Segelreviere und Erholungsgebiete genutzt. Bis es soweit ist, vergehen aber noch mindestens 40 Jahre. Denn so lange dauert es, bis die Löcher vollgelaufen sind.

Zunächst baut RWE am Rhein bei Dormagen-Rheinfeld innerhalb von drei Jahren eine Entnahmestelle mit einer Pumpstation direkt am Rhein. Dort wird das Wasser aus dem Fluss gepumpt und weiter in die Transportröhre geleitet.

Probebohrungen sollen Bodenbeschaffenheit prüfen

Daran angeschlossen wird ein 45 Kilometer langes unterirdisches Leitungssystem. Bei Grevenbroich teilt sich die Pipeline: Eine Abzweigung führt zum Tagebau Garzweiler, die andere nach Hambach.

Für dieses Rohrleitungssystem beginnen nun die rund sechs Wochen dauernden Voruntersuchungen. Dafür gibt es Probebohrungen entlang von zwei Wirtschaftswegen und an einer Kreuzung einer Bahnlinie mit der Autobahn 57. Dabei geht es vor allem um die Bodenbeschaffenheit.

Kritik an Plänen von RWE Power

Umweltschützer kritisieren die Pläne zur Rheinwassertransportleitung. Sie fürchten, dass sich die Wasserentnahme negativ auf das Ökosystem Rhein auswirken könnte. Außerdem gingen mit dem Pipeline-Bau massive Eingriffe in die Landschaft einher. Und schließlich müsse das Rheinwasser angesichts der vielen Schadstoffe im Fluss erst gereinigt werden.

Umweltminister: Rheinwasser nur bei hohem Pegel entnehmen

RWE Power hält dagegen: Das Rheinwasser habe eine gute Qualität, so der Konzern. Untersuchungen hätten gezeigt, dass das Wasser für die künftigen Seen gut geeignet sei und eine vielfältige Nutzung, wie Wassersport, Naherholung und Naturschutz, zulassen würde, so RWE.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer | Bildquelle: Thomas Kalus

NRW-Umweltminister Oliver Krischer von den Grünen sagte dem WDR, dass das Rheinwasser zur Befüllung der Tagebaue alternativlos sei. Allerdings dürfe nur dann Wasser entnommen werden, wenn der Rhein einen hohen Wasserstand habe. Bei Niedrigwasserphasen im Sommer werde es keine Befüllung der Kohlegruben geben.

Muss RWE für Rheinwasser-Entnahme zahlen?

Zurzeit wird auch darüber diskutiert, ob der Energiekonzern RWE Power für die Entnahme des Rheinwassers zur Flutung der Tagebaue Gebühren bezahlen soll. Der Konzern ist der Ansicht, dass das nicht erforderlich sei.

Das sieht Umweltminister Krischer anders. Er stellte gegenüber dem WDR klar: "RWE muss für die Folgekosten der Tagebaue aufkommen. Denn in Nordrhein-Westfalen regelt das Wasserentnahmegesetz eindeutig, dass hier auch Wasserentnahme-Geld fällig wird“.

Anwohner fürchten Schäden durch Bauarbeiten

Auch in den rheinnahen Ortsteilen von Dormagen rührt sich Widerstand gegen die Rheinwassertransportleitung. Viele Anwohner machen sich große Sorgen wegen der Leitungen. Sie fürchten, dass es in der Bauphase starken Baggerlärm, Lastwagenverkehr und mögliche Schäden an ihren Häusern geben könnte.

Bürgerversammlung in Dormagen zur Rheinwassertransportleitung | Bildquelle: WDR/Thomas Kalus

Auf einer Bürgerversammlung mit mehr als 400 Menschen konnte der Tagebaubetreiber die Ängste kaum zerstreuen.

Pläne ab heute öffentlich einsehbar

Seit heute liegen die Pläne zur Rheinwassertransportleitung in den Rathäusern der betroffenen Städte aus, also unter anderem in Dormagen, Neuss, Grevenbroich, Rommerskirchen, Bedburg und Bergheim. Damit können jetzt Einwände gegen das Projekt erhoben werden.

Unsere Quellen:

  • RWE Power-Homepage zur Rheinwassertransportleitung
  • NRW-Umweltminister Oliver Krischer
  • BUND-Sprecher Dirk Jansen
  • Bürgerversammlung in Dormagen zur Rheinwassertransportleitung
  • Stadt Dormagen

Über dieses Thema berichtet der WDR am 09.09.2024 auch im Fernsehen in der "Lokalzeit aus Düsseldorf" und im Radio auf WDR 2.