Deichschützer am Niederrhein warnen vor Bibern

Stand: 10.08.2023, 07:03 Uhr

Biber graben Löcher in Deiche und bauen Dämme in Entwässerungskanäle. Doch für die Schäden kommt niemand auf. Der Deichverband Bislich-Landesgrenze in Emmerich schlägt deshalb Alarm.

Landwirt Martin Gimken und Deichgräf Harry Schulz kämpfen sich durch Schilf und Brennesseln. Das Ziel ist ein Biberdamm in Wesel-Bislich. Seit anderthalb Jahren staut er hier den Entwässerungskanal. Die Folge sind aufgeweichte Weiden und überschwemmte Wiesen. "Wir haben im Moment Schäden in den Weideflächen, weil wir wegen der Nässe nicht mähen und kein Heu machen können", sagt Landwirt Martin Gimken.

Biberdamm gefährdet auch Wohnhäuser

Wenige Meter hinter dem Kanal stehen Wohnhäuser. Ein Anwohner will wissen, wann der Kanal wieder ungehindert fließt, die Biber bereitet auch ihm Sorgen. Im September soll der Damm entfernt werden. Ein Jahr brauchte der Kreis Wesel für diese Entscheidung, denn Tierschutz wird hier großgeschrieben. Biber stehen unter Naturschutz, können Dämme und Höhlen bauen, wo sie wollen.

"Ich frage mich, wer für die Schäden aufkommt, aber alle zucken nur mit den Schultern." Martin Gimken, Landwirt

Antworten auf die Fragen des Landwirts nach Entschädigungen bleiben aus. Die Kreise Kleve und Wesel sind dafür nicht zuständig. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz bestätigt: Es besteht kein Rechtsanspruch auf Entschädigung, weil es sich beim Biber um ein Wildtier handelt. Eine freiwillige Leistung des Landes wie bei Wolfsrissen gibt es derzeit nicht.

Dämme entfernen

Auch der Deichverband ist nicht verantwortlich, will lieber Schäden vorbeugen. Das heißt auch mitreden, wenn es zum Beispiel darum geht Biberdämme zu entfernen sobald sie den Hochwasserschutz gefährden. "Die Deichverbände kriegen guten Hochwasserschutz hin, wir haben Ingenieure und andere Fachleute, die das entscheiden können", sagt Deichgräf Harry Schulz.

Bibermanagement-Plan

Der Arbeitskreis Hochwasserschutz und Gewässer in NRW, ein Zusammenschluss von Deichverbänden und Kommunen, unterstützt das. "Wir fordern einheitliche Standards in NRW, die Kreise agieren alle unterschiedlich - das muss sich ändern," betont Arbeitskreissprecher Holger Friedrich. Schäden sollten durch öffentliche Mittel ausgeglichen werden.

Momentan arbeitet das Land NRW an einem Bibermanagement-Plan. Auch dabei wollen die Deichverbände mitwirken. Sie schlagen zum Beispiel vor, Biberschutzmatten in Deiche einzubauen, damit diese standsicher bleiben.