Guides wissen vor lauter Baustellen nicht mehr, was sie zeigen sollen

Stand: 23.07.2023, 05:57 Uhr

Den Kölner Stadtkern dominieren momentan Bauzäune und Absperrgitter. Von den römischen Schätzen der Stadt sei kaum noch etwas zu sehen, klagen die MItglieder der IG Guides.

Von Friederike Müllender

"Was sie hier nicht sehen können, ist der alte Brunnen, der früher mal im Dom-Garten gestanden hat", erklärt Stadtführer Hans Körner seiner Gruppe. Statt vor einem historischem Denkmal steht die Gruppe vor einem Gebilde aus aneinander genagelten Holzplatten.

Auch das Joseph-Frings-Denkmal in der Nähe des Kölner Rathauses ist aktuell eine Baustelle. | Bildquelle: WDR

"Von einem auf den anderen Tag war der Brunnen nicht mehr zu sehen," beschwert sich Hans Körner, "auf Nachfrage hieß es nur, das Parkhaus in dem der Brunnen steht, solle saniert werden." Über eine kleine Vorwarnung hätte er sich gefreut, dann hätte er seine Tour rechtzeitig umplanen können.

Fehlende Toilettenanlagen sind ein zusätzliches Problem

Eine Million Besucherinnen und Besucher führen die Guides nach eigenen Angaben pro Jahr durch Köln. Darunter auch Gäste, die im Reisebus ankommen. Doch schon hier beginnt das Problem: Die ausgeschilderten Toilettenanlagen entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als größere Dixi-Klos.

"Das ist wirklich nicht einladend und wir merken einfach, dass sofort der erste Eindruck von Köln dadurch getrübt wird," erzählt Stadtführerin Ulrike Zuehlsdorff. Hinzu kommt dann auch noch der Baustellenlärm. Trotz Kopfhörern könne sie an manchen Orten nicht mehr stehen bleiben, um etwas zu erklären, die Gäste würden sie schlicht mehr verstehen.

Stadtführer brauchen Improvisationstalent

Von allen Stadtführerinnen und Stadtführern in Köln ist aktuell Improvisationstalent gefragt, sagt Hans Körner: "Wir müssen immer wieder andere Wege gehen, vorbei an Baustellenzäunen und vollen Mülleimern." Ihnen bleibe gar nichts anderes übrig, als sich dafür zu entschuldigen: "...oder im entscheidenden Moment den Blick auf etwas völlig anders zu richten und die Gäste so an besonders schlimmen Stellen vorbei zu lotsen."

Bessere Zusammenarbeit in der Zukunft

Zumindest am Römisch-Germanischen Museum habe die Stadt auf die Anregung der Interessengemeinschaft der Guides reagiert und das bekannte Dionysos-Mosaik mit einem Ausdruck überdeckt. Jetzt kann man durch die dreckigen Fensterscheiben zumindest erahnen, wie das Mosaik aussieht. Das Museum selbst ist wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.

"Wir wünschen uns, dass wir einen festen Ansprechpartner bei der Stadt bekommen, der uns ganz unbürokratisch über die für uns wichtigen Vorgänge in Köln informiert und uns rechtzeitig Bescheid gibt, wenn es wieder mal eine Baustelle gibt, sodass wir entsprechend reagieren können," so Hans Krämer.

Über dieses Thema haben wir am 20.07.2023 in WDR 5 im Hörfunk berichtet. Am 25.07.2023 wird es zudem im WDR-Fernsehen in der Lokalzeit Köln gezeigt.