Eine Woche ist es her, dass Volodymyr Yermakov am Hauptbahnhof Oberhausen erstochen wurde. "Vova", wie seine Freunde und Mannschaftskollegen ihn nannten, fehlt. Am Samstagabend haben sie in besonderer Form an ihn gedacht. An seinem Lieblingsort, auf dem Spielfeld der ART Giants im Castello in Düsseldorf, beim Heimspiel gegen Paderborn.
Es ist noch eine Stunde, bis das Spiel beginnt. Vor dem Eingang bilden sich Grüppchen. Familien kommen mit dem Fahrrad. Kinder wenden sich den Basketbällen zu. Eltern, die sich angeregt unterhalten. "Das kann man sich gar nicht vorstellen - ist einfach nur surreal. Unsere Jungs spielen auch bei den Giants, es ist wichtig, dass wir hier sind."
Eine Gruppe unterhält sich etwas abseits auf Ukrainisch. Nazarii, Serhii, Lisa und Ivan. Sie sind nur für Vova hier. Sie haben ihn in der Schule kennengelernt. "Wir kommen alle aus Kiew. Nach der Schule waren wir spazieren und dann waren wir sofort Freunde. Beste Freunde", erzählt der 17-jährige Nazarii, er zuckt mit den Schultern. Ihm fehlen die Worte.
Spenden für die Familie in der Ukraine
Es war ein Streit unter Jugendlichen, der so eskalierte, dass der 17-Jährige getötet wurde. Laut Polizei gab es kein fremdenfeindliches Motiv. In der Ukraine hatte der Fall für großes Aufsehen gesorgt. Dort herrschte die Auffassung, Volodymyr sei getötet worden, weil er Ukrainer sei.
Um seine Familie in der Ukraine zu unterstützen, verzichten die ART Giants auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf und haben zu Spenden aufgerufen. Volodymyrs Mannschaftskameraden aus der U19 stehen mit Spendenboxen im Eingangsbereich. Sie tragen ein weißes T-Shirt mit einem Bild von Volodymyr. "Fligh high", steht darauf.
Es werden schwarze Ansteckschleifen verteilt, und ein Kondolenzbuch ist ausgestellt. Sie sammeln für "Vovas" Eltern, sagen sie. Eine Gruppe von Ukrainisch sprechenden Männern und Frauen schaut ihnen zu. Sie wischen sich die Tränen aus Augen.
Die Basketballer von den Hilden 96ers sind ebenfalls gekommen, um ihrem Mannschaftskollegen zu gedenken. Auch bei ihnen hat Volodymyr Yermakovs vor seinem Tod trainiert.
"Es ist nicht einfach, wenn man so jung war wie Vova und in einem anderen Land Basketball spielt. Aber er hat sich schnell bei uns Herren etabliert. Er war sehr freundlich, gut erzogen und ein unglaublich talentierter Spieler., sagt Josip Musan.
"Wir kannten ihn nicht so lange, aber das geht vielen hier so. Und trotzdem sind so viele gekommen. Das sagt ja viel über ihn als Mensch aus."
Ein klares Zeichen gegen Gewalt
Kurz vor Spielstart. Die Tribünen sind gefüllt und die ART Giants stellen sich auf. Alle tragen ein T-Shirt mit Volodymyr Yermakovs Gesicht und der Startnummer 33. Die Stimmung der Spieler ist ernst.
Der Düsseldorfer Stadtdirektor Bukardt Hintzsche begrüßt die Zuschauer: "Auch heute sind wieder viele Menschen zusammen, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen und einem wunderbaren Menschen zu gedenken." Die Paderborner und alle Giants-Fans erheben sich. Nach einer kurzen Rede schweigen alle für "Vova". Dann beginnt das Spiel vor 2.500 Zuschauern.
Spendensumme von 30.000 Euro
Die ART Giants verlieren am Ende gegen den Tabellenletzten aus Paderborn mit 71 zu 88. Aber auch wenn die Mannschaft nicht zufrieden ist mit ihrer Leistung, mit den rund 30.000 Euro an Spendengeldern sind sie sehr zufrieden.
Nach dem Schlusspfiff durften auch die Zuschauer aufs Spielfeld und Körbe werfen. Viele kleine Jungs versuchen, den Korb zu treffen und ihren Idolen nachzueifern. Mit dem gleichen Traum wie Volodymyr Yermakov, mal ein großer Baketballspieler zu werden.
Über dieses Thema berichtet am Sonntag auch die Aktuelle Stunde im WDR Fernsehen um 18:45 Uhr.