Öffentlicher Dienst streikt in Aachen

Stand: 28.01.2025, 12:24 Uhr

In Aachen sind am Dienstag Mitarbeitende des Öffentlichen Dienstes auf die Straße gegangen, um für mehr Geld und mehr freie Tage zu demonstrieren.

Von Wolfgang Deutz

Die Gewerkschaften fordern neben acht Prozent mehr Lohn und einer Mindesterhöhung von 350 Euro, auch drei Tage mehr Urlaub.

Die Demo in Aachen ist der deutschlandweite Auftakt. Weitere Proteste sind in den kommenden Tagen unter anderem in Nürnberg, Ansbach und Mainz vorgesehen.

"Die meisten Tarifbeschäftigten arbeiten in unteren und mittleren Einkommensgruppen"

Das sagt Hermann-Josef Siebigteroth, der stellvertretende Vorsitzende der Bundestarifkommission des Deutschen Beamtenbundes. Genau hier sehen die Gewerkschaften das Hauptproblem. Sie sagen: Viele dieser Beschäftigten würden am Rand des Existenzminimums arbeiten und müssten oft Wohngeld oder andere Sozialleistungen beantragen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen. Vor dem Hintergrund erhöhter Grundbesitzabgaben, gestiegener Krankenkassenkosten und der CO2-Abgabe auf Benzin und Heizöl, sei das nicht mehr hinnehmbar.

Jobs in öffentlichem Dienst für viele unattraktiv

Hinzu kommt, das der Öffentliche Dienst für viele Bewerber zunehmend unattraktiv wird. Aktuell sind deutschlandweit 570.000 Stellen unbesetzt. Auch bei der Stadt Aachen und der Städteregion ist das spürbar. Trotz jährlich mehrerer hundert Auswahlverfahren ähnelt dort die Suche nach geeigneten Kandidaten der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Bürger und Bürgerinnen hätten aber ein Anrecht darauf, beim Amt schnell einen Termin zu bekommen, sagt Siebigteroth, statt wochenlang zu warten. Das gehe aber nur, wenn ausreichend Personal vorhanden sei.

Mitarbeitende sind "Blitzableiter" frustrierter Bürger

Aktuell sieht es nach Auskunft der Gewerkschaften, wie komba und dbb, in den deutschen Amtsstuben so aus: Mitarbeitende würden jede Menge Überstunden vor sich herschieben und müssten auch noch den Frust der Bürger aushalten, ohne selber Schuld an der Situation zu sein.

Mitarbeitende des Öffentlichen Dienstes gingen zu Hunderten auf die Straße | Bildquelle: WDR / Wolfgang Deutz

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, müsse der Öffentliche Dienst nicht nur für junge Menschen attraktiver werden. Auch Bezahlung und Arbeitszeiten müssten stimmen, sagen die Gewerkschaften.

Arbeitgeber haben bislang noch kein Angebot vorgelegt

Die erste Verhandlungsrunde von dreien, in der vergangenen Woche, endete ohne Ergebnis. Das sei erschreckend, sagten die Gewerkschaften heute in Aachen. Auch im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl am 23. Februar. Man hätte erwartet, dass die Arbeitgeber zumindest diesmal ein Angebot vorgelegt hätten.

Unsere Quellen:

  • Deutscher Beamtenbund/Hermann-Josef Siebigteroth
  • Komba Andreas Fischer
  • WDR-Reporter vor Ort

Öffentlicher Dienst streikt in Aachen WDR Studios NRW 28.01.2025 00:22 Min. Verfügbar bis 28.01.2027 WDR Online