Auf der Suche nach den den zwei früheren RAF-Mitgliedern Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub ist es am Sonntagabend zu einer weiteren Durchsuchung in Berlin gekommen. Die Maßnahme in einer Wohnung im Stadtteil Friedrichshain stand in Verbindung mit der Suche nach Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, sagte eine Sprecherin des federführenden Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.
An dem Einsatz waren auch Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) beteiligt. «In der Wohnung wurde niemand angetroffen, folgerichtig gibt es dann auch keine Festnahme oder sonstige Dinge», sagte die Sprecherin des LKA Niedersachsen am späten Abend. Ob Spuren gefunden wurden, die die Ermittler bei der weiteren Suche helfen könnten, sagte sie nicht.
Mehrere Festnahmen und Berichte über gepanzertes Fahrzeug
Erst am Morgen hatten Einsatzkräfte ein Gewerbegebiet im selben Stadtteil durchsucht. Der Großeinsatz war aber zunächst erfolglos geblieben. Garweg und Staub seien nicht unter den Festgenommenen des Großeinsatzes, so die Sprecherin. Es seien zwar mehrere Menschen vorläufig festgenommen worden. Die beiden seien aber wohl nicht dabei gewesen. Die Festnahmen hätten nur zur Identitätsfeststellung gedient. Es sei nicht um konkrete Tatvorwürfe gegangen.
Der Einsatz hatte gegen 7.30 Uhr an einem Gewerbegebiet am Markgrafendamm/Ecke Persiusstraße begonnen. Nach Beobachtung eines Reporters der Deutschen Presse-Agentur wurden bei dem Einsatz im Stadtteil Friedrichshain insgesamt vier Männer und eine Frau abgeführt. Weitere Reporter berichteten von einem gepanzerten Fahrzeug vor Ort.
Das LKA Niedersachsen bestätigte außerdem, dass es "Schussgeräusche im Zusammenhang mit einer Türöffnung" durch die Einsatzkräfte gegeben habe. Verletzt wurde niemand. Weitere Details nannte die Polizei nicht.
Garweg und Staub seit Jahren untergetaucht
Die Staatsanwaltschaft Verden ermittelt seit 2015 gegen Garweg und Staub wegen versuchten Mordes und mehrerer versuchter und vollendeter schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 bis 2016. Die Beamten warnten davor, sich den Gesuchten zu nähern, da diese bewaffnet sein könnten.
Überfälle in Duisburg, Bochum und Löhne
Einige der Raubüberfälle, die dem Trio zugeschrieben werden, waren in Nordrhein-Westfalen begangen worden.
- 30. Juli 1999 in Duisburg-Rheinhausen: Überfall auf einen Geldtransporter. Beute: mehr als eine Million Mark
- 27. Dezember 2006 in Bochum-Wattenscheid: Überfall auf einen Supermarkt. Beute: sechsstelliger Euro-Betrag
- 14. April 2009 in Löhne (Kreis Herford): Überfall auf einen Marktkauf. Beute: hoher Euro-Betrag
Weitere Überfälle soll es in Niedersachsen gegeben haben.
Bereits eine Festnahme Ende Februar
Ende Februar war die jahrelang gesuchte mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette in ihrer Wohnung in Berlin festgenommen worden. Sie kam nach einer Identifizierung durch Fingerabdrücke in Untersuchungshaft. Die mittlerweile 65 Jahre alte Klette wurde seit mehr als 30 Jahren gesucht. Die Ermittler vermuten, dass Klette noch mit den Gesuchten in Kontakt steht.
Wahrscheinlich sei, dass die drei nicht zusammen gelebt haben, sondern nur für Straftaten zusammengekommen sind, sagte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Verden zuletzt.
Dritte Generation der Terrorgruppe: Anschläge in NRW
Staub und Garweg gehörten wie Klette der dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee-Fraktion an. Auch in Nordrhein-Westfalen gab es Anschläge, die der dritten Generation zugeschrieben werden.
- 10. Oktober 1986 in Bonn-Ippendorf: Der Diplomat im Auswärtigen Amt, Gerold von Braunmühl, wird vor seinem Haus erschossen.
- 27. Juli 1990 in Bonn-Auenberg: Staatssekretär Hans Neusel überlebt einen Bombenanschlag des RAF-Kommandos "Jose Manuel Sevillano" auf sein Auto.
- 13. Februar 1991 in Königswinter: Die US-Botschaft im Schloss Deichmannsaue wird von der anderen Rheinseite aus beschossen.
- 1. April 1991 in Düsseldorf-Niederkassel: Der Präsident der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, wird in seinem Haus erschossen.
Neue Fahndungsbilder veröffentlicht
Das Landeskriminalamt Niedersachsen hatte erst am Samstag neue Fahndungsbilder veröffentlicht. Die Bilder seien zwischen 2021 und 2024 aufgenommen worden und zeigten "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Burkhard Garweg", hieß es. Woher die Bilder stammen, hatte die Polizei nicht bekanntgegeben.
Unsere Quellen
- Pressesprecher der Polizei Berlin
- Deutsche Presse-Agentur