Wenn die "Princess of Wales" ein Foto von sich und ihrer Familie veröffentlicht, zumal Wochen nach einer Bauch-Operation, dann ist dieser Aufnahme großes Interesse sicher. So war es auch bei dem Foto, das Prinzessin Kate zum britischen Muttertag am Wochenende veröffentlichte. Der Kensington Palace hatte es – völlig zeitgemäß – auf der Plattform X publiziert.
Verdacht der Manipulation wegen "Artefakten"
Doch schnell kam der Verdacht auf, dass etwas nicht stimmt und an der Aufnahme manipuliert wurde. Zwar sehen Mutter und Kinder auf den ersten Blick normal und fröhlich aus. Doch bei genauerem Hinsehen ergeben sich diverse Unstimmigkeiten, etwa an der Hand der Tochter Catherine (und vor allem ihrem Ärmel), die Insider "Artefakte" nennen.
Auch andere Unstimmigkeiten wecken Verdacht, etwa unnatürliche Schatten oder auch die Anordnung der Blumen im Hintergrund.
Ja, sie habe das Familienfoto nachbearbeitet, gab die Prinzessin von Wales mittlerweile auf X zu. "So wie viele Amateur-Fotografen experimentiere auch ich manchmal mit Bildbearbeitung", erklärte die Frau des britischen Thronfolgers Prinz William am Montag. Was an dem Bild echt ist und was verändert oder sogar manipuliert wurde, ist der Erklärung nicht zu entnehmen.
Wahrscheinlich sind "Beauty"-Effekte wie Glättung der Haut, aber womöglich auch die Korrektur einer unglücklichen Handhaltung. Ebenso denkbar ist, dass Details aus dem Foto retuschiert werden mussten, die Rechte am eigenen Bild anderer Personen betreffen (etwa Personal) oder die die Privatsphäre der Familie beeinträchtigen könnten.
Agenturen haben das Foto zurückgerufen
Das Foto ist auf der Plattform X nun mit einem entsprechenden Hinweis versehen. Einige Nachrichten-Agenturen wie Associated Press zogen die Aufnahme zurück. Denn ihre strengen Richtlinien verbieten Bildmanipulationen, die über die bloße Korrektur von Helligkeit, Kontrast und Farben hinausgehen. Agenturen wollen echte Aufnahmen verbreiten, keine Fake-Bilder.
Die Grenzen sind fließend. Was genau am Bild manipuliert wurde, ist bislang unbekannt. Nur so viel scheint sicher: Jemand hat Photoshop benutzt. Das leistungsfähige Werkzeug von Adobe ist heute weit mehr als "nur" ein Programm zur Bildbearbeitung. Es verfügt inzwischen über einen reichhaltigen Baukasten an KI-Werkzeugen.
Profiprogramme wie Photoshop mit KI-Werkzeugen
Wer das kostenpflichtige Profiprogramm benutzt, kann wie durch Zauberhand einen Rock durch eine Hose ersetzen, die Frisur richten, die Farbe eines Kleidungsstücks ändern oder auch die fade Bücherwand im Hintergrund durch ein beeindruckendes Schloss im Freien ersetzen.
Die Möglichkeiten sind heute schier unendlich – und so einfach zu bedienen, dass selbst Laien mit ein wenig Übung Erstaunliches damit erreichen. Aus einem traurigen Gesicht lässt sich ein Lachen herauskitzeln. Auch kann das Setting verändert werden, oder aus einem T-Shirt wird ein Anzug. KI-Funktionen in Photoshop und ähnlichen Programmen kennen kaum noch Beschränkungen: Bereich auswählen, Inhalt oder Korrektur bestimmen – fertig.
Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Apple Inc.
Über den Autor
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.