Ein 56-jähriger Duisburger sollte in eine Psychiatrie gebracht werden. Die Sanitäter hatten die Polizei um Unterstützung gebeten - soweit nichts Ungewöhnliches. Doch als der Mann sich wehrte und, laut Polizei, mit einem Messer angriff, wurde er erschossen.
Ein Detail lässt aufhorchen: Die Beamten haben auch ein "Distanzelektroimpulsgerät" eingesetzt, einen sogenannten Taser. Offensichtlich ohne Erfolg. Wie kann das sein - wo die Geräte doch extra angeschafft wurden, um Gewalt bei Einsätzen zu verringern?
Taser nicht immer das richtige Mittel
Tatsächlich sind die Taser laut Polizei zur Abschreckung sehr effektiv - für Situationen wie diese aber eigentlich nicht gedacht. "Der Einsatz gegen psychisch auffällige Personen ist höchst problematisch", sagt Thomas Feltes, ehemaliger Kriminologie-Professor der Ruhr-Universität Bochum.
Denn der Taser verschießt zwei elektrische Pfeile, beide müssen das Ziel treffen, damit der gewünschte Elektroschock einsetzt. Trifft nur einer, kann das laut Feltes sogar dazu führen, dass die Situation weiter eskaliert - weil die getroffene Person sich angegriffen fühlt.
Bei Menschen mit psychischer Störung passiere das besonders schnell, so Feltes. Und noch ein zweiter Grund spricht gegen einen Taser-Einsatz: Der Mann in Duisburg war bewaffnet. Die Dienstanweisung der Polizei rät in diesem Fall davon ab, die Elektro-Pistole zu benutzen.
Erinnerungen an Dortmunder Fall
Wieso es doch passiert ist - und wie es dann im Verlauf zu den tödlichen Schüssen kam - muss jetzt die Polizei in Düsseldorf ermitteln. Offen bleibt auch die Frage: Waren die Beamtinnen und Beamten richtig auf den Einsatz vorbereitet?
Schon nach dem tödlichen Polizeieinsatz gegen den 16-jährigen Mouhamad Dramé in Dortmund im vergangenen Jahr war das ein Thema. Damals versprach die Landesregierung, die Einsatzkräfte besser im Umgang mit psychisch auffälligen Menschen zu schulen.
Im Extremfall auf die Brust schießen
Kommt es doch zu so brenzligen Situationen, blieben den Beamtinnen und Beamten nur wenige Optionen, rechtfertigt die Deutsche Polizeigewerkschaft: Es gehe dann nur darum, den Angriff möglichst sicher zu stoppen. Gerade in einer engen Situation wie im Treppenhaus geht es um Sekundenbruchteile - dann würde ein Polizist, so die Gewerkschaft, immer auf den Oberkörper schießen, weil dort die Trefferchance am höchsten ist.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Beitrags hatten wir im letzten Absatz die Quelle "Polizeigewerkschaft" nicht kenntlich gemacht. Das haben wir nun nachgeholt.
Mit Material der Agenturen dpa und AFP sowie der Polizeigewerkschaft.