Personalmangel und dann noch Corona

Stand: 29.10.2022, 06:00 Uhr

Seit Jahren fehlen Fachkräfte, Corona verstärkt den Personalmangel gerade jetzt wieder. Die Unternehmen in NRW gehen neue Wege, um neues Personal zu finden.

Von Andreas Palik

Überstunden, verschobene Urlaube, Arbeiten am Limit: In der Kita St. Cäcilia in Düsseldorf fehlt es am Fachpersonal. Vier Vollzeitkräfte sucht die Kita derzeit. Wenn jetzt noch Ausfälle durch Corona dazu kommen, verschärft sich die Situation noch weiter.

Aufnahme aus einem Kitaraum. | Bildquelle: WDR

Die stellvertretende der Leiterin Katharina Baltha sagt: "Die Verzweiflung ist sehr groß, auch schon länger. Seit Januar haben wir die Öffnungszeiten reduziert, pro Tag um eine Stunde. Das spüren die Eltern und die Kinder extrem."

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung fehlen allein in den Kitas in NRW über 25.000 Fachkräfte. Die Kita St. Cäcilia bekommt kurzfristig Unterstützung von Zeitarbeitern. Längerfristig können andere Maßnahmen helfen, wie zum Beispiel Projekte, die Fachpersonal aus dem Ausland anwerben. Eine Kita in Mönchengladbach hat so bereits eine neue Fachkraft aus Spanien gewonnen.

Mehr Busfahrer über Umwege

Auch in Moers am Niederrhein fehlen dem Busbetreiber NIAG Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – es musste bereits Fahrten streichen und den Fahrplantakt ändern. Um dagegen zu steuern, setzt das Unternehmen Menschen aus der Verwaltung und der Werkstatt ein, die einen Busführerschein haben.

"Gerade jetzt merken wir, dass wir motivierte Kollegen haben, die keine Ausfälle wollen und die mit viel persönlichem Einsatz ihre Freizeit einbringen", sagt Betriebsleiter Tobias Jakubowski, der normalerweise als Betriebsleiter im Innendienst arbeitet.

Neue Arbeitszeitmodelle machen Unternehmen attraktiver

Sibylle Stippler im Interview | Bildquelle: WDR

Um in Zukunft weiter qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, müssen Unternehmen zum Beispiel versuchen, ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger im Betrieb zu halten oder Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, sagt Sibylle Stippler vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

Laut der Wirtschaftsexpertin können auch neue Arbeitszeitmodelle helfen: "Was gerade in aller Munde ist, ist die Vier-Tage-Woche. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das schlecht, weil wir die Arbeit jetzt schon nicht schaffen. Aber aus Unternehmersicht bin ich attraktiv, wenn ich das anbiete."

Aber egal ob Vier-Tage-Woche, Fachkräfte aus dem Ausland oder bessere Ausbildungsmöglichkeiten: Viele Unternehmen in NRW sind am Limit und müssen etwas tun, um langfristig an neue Mitarbeiter zu kommen.

Personalmangel fast überall spürbar

Durch Krankheit fallen dieses Jahr auch besonders viele Mitarbeiter bei der Deutschen Bahn aus. Dadurch kommt es zu Zugausfällen. Die Deutsche Post hat Probleme bei der Zustellung von Briefen, weil viele Zusteller fehlen. Auch die öffentlichen Verwaltungen stehen vor einer personellen Herausforderung – zum Beispiel die Stadt Köln. Hier sind derzeit über 2.500 Stellen unbesetzt.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 29.10.2022 auch im Hörfunk im WDR 5 Morgenecho und im Fernsehen in der Aktuellen Stunde, 18.45 Uhr.