Verschüttete im Erdbebengebiet: Von schwierigen Rettungsarbeiten und kleinen Wundern

Stand: 11.02.2023, 09:20 Uhr

Auch Tage nach dem Erdbeben werden noch tausende Menschen vermisst. Die massiven Zerstörungen und das Winterwetter machen die Rettungsarbeiten kompliziert - es gibt kleine Wunder und furchtbare Rückschläge. Reporter Jens Eberl berichtet aus dem Erdbebengebiet.

Besonders heftig hat das Erdbeben die Provinz Hatay nahe der türkisch-syrischen Grenze getroffen. Dann kommt eine Nachricht, die angesichts der Katastrophe an ein Wunder grenzt: Über 100 Stunden hatte eine Frau in der Türkei unter den Trümmern ihres Hauses gelegen - und konnte nach über 50 Stunden Einsatz befreit werden. Doch schon einen Tag später der Rückschlag: Die Frau starb in einem Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Der einzige Trost: Ihre Verwandten waren bei ihr.

Nicht aufgeben - pet etmek yok

Rettung der verschütteten Frau gelingt nach mehr als 100 Stunden | Bildquelle: WDR

Ein Rettungsteam der Hilfsorganisation ISAR aus NRW hat den Einsatz geleitet - über 50 Stunden hat sie um das Leben der Frau gekämpft. "Wir geben nicht auf", schreibt die Organisation immer wieder auf ihrer Webseite.

WDR-Reporter Jens Eberl war gemeinsam mit dem Rettungsteam in der Nacht von Montag auf Dienstag in die Türkei geflogen und begleitet den Rettungseinsatz in dem Ort Kirikhan. Das Team besteht aus mehr als 40 Menschen: Ärzte, Hundeführerinnen, Bergungsexperten.

Komplizierte Rettung einer Verschütteten

Jens Eberl berichtet aus der Erdbeben-Region Hatay | Bildquelle: WDR

Jens Eberl berichtet davon, wie die Schwester der Verschütteten nicht von der Unglücksstelle gewichen war. Das Rettungsteam konnten bis auf wenige Meter an die verschüttete Frau herankommen und sie mit Wasser versorgen - und den Kontakt zur Schwester herstellen, um die Frau zu beruhigen und ihr Mut zu machen. Doch die Bergung ist gefährlich, denn eine tragende Wand trennt die Helfer lange von der Verschütteten.

Tränen und große Dankbarkeit

Tränen fließen bei der Schwester der Geretteten und bei den Helfern | Bildquelle: WDR

Als die Bergung dann gelingt, fällt die Schwester den Helferinnen und Helfern um den Hals, bedankt sich minutenlang, Tränen fließen bei allen. Es sind berührende Szenen, die sich abspielen.

"Das war ein magischer Moment. Erst war es ganz ganz leise, die Anspannung war zu spüren. Und als die Frau dann endlich im Krankenwagen lag, überkamen alle die Gefühle. Ich glaube, es gab keinen hier, der nicht Tränen in den Augen hatte." Jens Eberl, WDR-Reporter im türkischen Erdbebengebiet

Die Stunden vorher waren für alle Beteiligten nur schwer zu ertragen - Jens Eberl berichtet von einer insgesamt angespannten Situation in der Stadt. Denn viele Menschen werden noch vermisst, die Infrastruktur ist zusammengebrochen. Menschen streiten sich darum, bei wem die Rettungskräfte als erstes helfen oder um grundlegende Dinge wie Benzin.

Wie Jens Eberl die Stunden vor der Rettung erlebt hat, wie er die Situation in der Provinz Hatay erlebt und welche Unterstützung für die Menschen in der Erdbebenregion jetzt am wichtigsten ist, erzählt er in der neuen Folge des Podcasts "nah dran".

Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und in Syrien - wie viel Hoffnung gibt es noch für Überlebende? I nah dran nah dran – die Geschichte hinter der Nachricht 10.02.2023 24:08 Min. Verfügbar bis 10.02.2028 WDR Online

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Der Podcast "nah dran"

Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.