Seit 2017 steht fest, dass die Fußball-Europameisterschaft der Männer dieses Jahr in Deutschland stattfinden wird. Die UEFA lockte die Austragungsstädte mit Imagegewinn, Nachhaltigkeit und hohen Einnahmen. Tatsächlich streicht die Gewinne aber vor allem die UEFA selbst ein, während die Städte draufzahlen. Das zeigt eine aktuelle Recherche des investigativen Medienhauses CORRECTIV.
Gemeinsam mit Frag-den-Staat hat CORRECTIV die Verträge der Austragungsstädte Hamburg und Dortmund veröffentlicht. Sie zeigen, wie detailliert sich die UEFA die Bedingungen vor Ort vertraglich zusichern lässt. Das finanzielle Risiko tragen allerdings die Städte, die für Fanzonen und Sicherheitsmaßnahmen hohe Summen aus öffentlichen Kassen aufwenden.
Wie die Recherche zeigt, sind diese Kosten deutlich höher als ursprünglich kalkuliert. Die Städte müssen mindestens 66 Millionen Euro mehr zahlen als geplant, mit Gesamtausgaben von 295 Millionen Euro.
Mythos "Wirtschaftsboom" durch EM-Ausrichtung
Stella Hesch ist Mitautorin der Recherche. Eigentlich ist längst bekannt, dass die Ausrichtung großer Fußball-Turniere Geld kostet statt einbringt, sagt sie. Obwohl die Städte oftmals von hohen Gewinnen ausgehen, müssen sie tief in die Tasche greifen.
Die Städte profitieren zwar von der Ausrichtung, aber eher durch wenig messbare Faktoren wie Bekanntheit und Imagegewinn. Eine ehrliche Kommunikation darüber, dass auch Steuergelder in die Ausrichtung fließen, sei daher dringend geboten.
Stella Hesch, CORRECTIV-Journalistin
In der aktuellen Folge "nah dran" sprechen wir mit CORRECTIV-Journalistin Stella Hesch über die Kosten der EM und das Ungleichgewicht zwischen der UEFA und den Austragungsstädten.
Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.