Adventszeit ist die Zeit für Glühwein, Feuerzangenbowle oder warmen Eierlikör. Auch der klassische Kakao mit einem Schuss Alkohol wird auf den Weihnachtsmärkten gerne getrunken. Auch in NRW wird dieses Getränk als "Lumumba" angeboten. Die meisten dürften sich bei dem Namen bislang keine Gedanken gemacht und ihn einfach bestellt haben.
"Die Bezeichnung des Getränks ist rassistisch!", sagt hingegen eine ehemalige Stadträtin der Grünen im sächsischen Bautzen, die jetzt nach eigenen Angaben politische Bildungsarbeit betreibt. Beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) wird das seit dem Wochenende kontrovers diskutiert. Um den Vorwurf zu verstehen, braucht es ein bisschen historischen Kontext.
Erschossener Regierungschef
Es geht um den kongolesischen Unabhängigkeitshelden Patrice Lumumba. Der war erster Regierungschef des unabhängigen Staates Kongo. Für seine politische Annäherung an die Sowjetunion wurde er 1961 erschossen - mit Wissen und Billigung der abgelösten Kolonialmacht Belgien und der USA, wie später nachgewiesen wurde.
Mehr als 60 Jahre danach wird sich nun an der Bezeichnung auf Weihnachtsmärkten gestoßen. "Er wurde erschossen! Und ihr benennt 'Kakao mit Schuss' nach ihm!", kritisiert zum Beispiel die ehemalige Stadträtin aus Sachsen.
Nur die wenigsten "Lumumba"-Trinker auf den Weihnachtsmärkten dieser Tage dürften den Hintergrund kennen. Der Pressesprecher der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, Tahir Della, betonte schon im vergangenen Jahr im WDR, dass viele weiße Menschen oft nicht umfassend Bescheid wüssten, wie Rassismus wirke und immer noch davon ausgingen, dass es nur Rassismus sei, wenn eine bewusste Intention dahinter stecke. "Und die Fremdbezeichnung und die Bezeichnung für Nahrungsmittel wie Getränke machen zum Ausdruck, dass schwarze Menschen zu Objekten degradiert werden."
"Tote Tante" statt "Lumumba"
Übrigens: Für Kakao mit Schuss gibt es auch andere Spitznamen. In Norddeutschland, den Niederlanden und Dänemark erinnert man sich an eine Legende von der friesischen Insel Föhr zurück: Früher einmal sei eine Föhrer Insulanerin im fernen Amerika gestorben und die Urne mit ihrer Asche sei in einer Kakao-Kiste nach Föhr zurückgekehrt. Seither stärkt man sich dort mit einer "Toten Tante".
Unsere Quellen:
- WDR-Interview
- Nachrichtenagentur KNA
- Kurznachrichtendienst X