Long-Covid: Wo gibt es Hilfe? Und welche Behandlung wirkt?

Stand: 25.11.2022, 06:00 Uhr

In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen unter den Spätfolgen von Corona. Woran arbeiten Forschende, um ihnen zu helfen? Wie lange müssen Patienten bei den Long-Covid-Ambulanzen in NRW warten?

Von Anastasiya Polubotko

Manche können nicht richtig einschlafen, andere haben Probleme beim Einatmen, sind ständig erschöpft oder leiden unter Wortfindungsstörungen. Die Symptome von Long Covid und Post Covid sind vielfältig.

Das ist das große Problem: Weil die Erkrankung den ganzen Körper betreffen kann und so unspezifisch ist, fällt die Diagnose sehr schwer. Häufig müssen sich Patienten anhören, dass es "nur die Psyche" sei, weil man körperlich keinen Grund für ihr Leiden finden kann.

Wo steht die Forschung rund um Long Covid aktuell? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Kann eine Sauerstofftherapie helfen? Was kann das vermeintliche Wundermittel BC 007? WDR-Reporter Cengiz Ünal hat recherchiert, Betroffene und Experten getroffen - für Antworten auf Eure Fragen. Seinen Film gibt es oben in diesem Beitrag und hier:

Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen

Wer mit starken Symptomen Monate auf einen Termin wartet, gefolgt von unzähligen Untersuchungen, könne dadurch desillusioniert werden, sagen Experten. Mögliche Folgen: Ein höherer Leidensdruck und das Gefühl, dass die eigene Erkrankung nicht ernst genommen wird.

Mehrere Long-Covid-Ambulanzen bestätigen: Eine gute psychologische Betreuung wäre sehr wichtig, kann in vielen Fällen aus Kapazitätsgründen aber nicht gewährleistet werden.

So ist die Lage in Long- und Post-Covid-Ambulanzen

Um die Patienten, denen in ambulanten Arztpraxen nicht geholfen werden kann, zu versorgen, wurden in NRW mehrere spezielle Long-Covid-Ambulanzen ins Leben gerufen. Neben der Behandlung von besonders schweren Fällen ist das Ziel oft auch, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Erkrankung und Therapien zu sammeln.

"Es ist wichtig, dass es Therapieansätze gibt, aber sie müssen in Studien untersucht werden. Nur so werden wir zusätzliche Evidenz, zusätzliches Wissen, zusätzliche Fakten generieren können. Nur so kommen wir weiter", sagt Prof. Clara Lehmann, Infektiologin an der Uniklinik Köln.

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Der erste Blick auf die Karte zeigt: Long-Covid-Ambulanzen finden sich vor allem in den Ballungsräumen: Im Ruhrgebiet, im Rheinland und in Aachen sowie einige in Ostwestfalen-Lippe. Die Versorgung im Kreis Münster und Arnsberg ist hingegen eher bescheiden. In vielen Ambulanzen beträgt die Wartezeit mehrere Monate, manche können derzeit gar keine neuen Patienten mehr aufnehmen.

Auch Prof. Christoph Kleinschnitz, Professor für Neurologie und Leiter der Klinik für Neurologie an der Uniklinik Essen, bestätigt: "Die Versorgungsstruktur ist derzeit der Flaschenhals." Die Ressourcen an den Kliniken - wie Platz, Räume, medizinisches Personal - wurden nicht erweitert, auch wenn jetzt das neue, komplizierte Krankheitsbild hinzugekommen ist.

Behandlungserfolge in Ambulanzen machen Mut

Dennoch ist Kleinschnitz optimistisch:

"Die Erfahrungen zeigen: Nach sechs Monaten sind 80 Prozent der Patienten genesen oder es geht ihnen zumindest viel, viel besser". Neurologe Prof. Christoph Kleinschnitz

Diese Erfahrungen stützt er auf mehr als 1.000 Patienten, die er und seine Kollegen in der Post-Covid-Ambulanz schon gesehen, untersucht und behandelt haben. Auch bei der aktuellen Omikron-Variante sei das Risiko für Langzeitfolgen geringer als bei den vorherigen Corona-Mutanten.

Kommentare zum Thema

  • Familie aus Köln 26.11.2022, 16:55 Uhr

    Liebes WDR, ist das ihr Ernst? Sie lassen tatsächlich einen Long Covid Verharmloser aus Essen zur Wort kommen, dessen so genannte Long Covid Studie von Wissenschaftsjournalisten bemängelt wird? Und kein Wort zur desolaten Lage für Long Covid Kinder? In Köln gibt es keine Long Covid Ambulanz für Kinder. Wieviele gibt es in ganz NRW und in welche ist ein Neurologe dabei? Recherchieren sie besser! Das ist ihr Job als Journalisten. Wir haben ein Long Covid Kind seit über 2 Jahren und es ist bettlägrig. Es gibt keine Hilfe, keine Medikamente und keine Therapie für so schwere Fälle.

    • WDR.de 26.11.2022, 17:14 Uhr

      Sie beziehen sich wahrscheinlich auf die Studie des Leiters der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Essen,Christoph Kleinschnitz? Er und sein Team haben die Erfahrung gemacht, dass man vielen Patientinnen und Patienten über den psychologisch-seelischen Weg helfen kann: https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/long-covid-corona-behandlung-psychologisch-100.html

    • WDR.de 26.11.2022, 17:16 Uhr

      Sie beziehen sich wahrscheinlich auf die Studie, an der auch Christoph Kleinschnitz, Leiter der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Essen, mitgewirkt hat? Er und sein Team haben die Erfahrung gemacht, dass man vielen Patientinnen und Patienten über den psychologisch-seelischen Weg helfen kann: https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/long-covid-corona-behandlung-psychologisch-100.html

  • Sandro 26.11.2022, 09:35 Uhr

    Es braucht dringend Forschung und zugelassene Medikamente. Der Bund muss Finanzierung für mögliche Medikamente wie BC007 der Firma BerlinCures bereitstellen. Das Dasein als LongCovid Patient ist eine Qual für sich!

  • Anne 26.11.2022, 08:40 Uhr

    Ich habe seit 10 Monaten Longcovid und habe die Erfahrung gemacht, je länger man krank ist, desto weniger wird man ernst genommen. Meine Hausärztin will mich immer wieder zum Psychologen schicken wegen der Erschöpfung, dabei habe ich keinerlei psychische Probleme. Warum werden Betroffene noch immer nicht ernst genommen, nach fast drei Jahren Pandemie?