Medikamenten-Engpässe: Was Eltern beachten können

Stand: 20.12.2022, 18:13 Uhr

Zurzeit sind in den Apotheken viele Medikamente knapp, zum Beispiel Fiebersäfte für Kinder. Welche Ideen es aus den Gesundheitsministerien gibt - und was Eltern jetzt beachten sollten.

Von Nico Rau

Gesundheitsminister Karl Lauterbach will die Medikamentenengpässe lösen, indem die Krankenkassen mehr zahlen. Bei knappen Kinder-Arzneimitteln sollen die Kassen dann 50 Prozent mehr zahlen, um Anreize zu schaffen, dass mehr bereitgestellt wird.

"Dass man in Deutschland nur schwer einen Fiebersaft für sein Kind bekommt, der im Ausland noch erhältlich ist, ist inakzeptabel." Karl Lauterbach, SPD
Bundesgesundheitsminister

Laut NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hilft dieser Vorschlag allerdings nur mittelfristig. Er fordert eine schnellere Lösung: Es solle ein sogenanner Versorgungsmangel festgestellt werden. Dann dürften auch Medikamente importiert werden, die nicht in deutscher Sprache gekennzeichnet sind.

Auch Nachbarländer haben Engpässe

Allerdings ist die Situation in den Nachbarländern wie Tschechien, Polen, Frankreich oder den Niederlanden vergleichbar schlecht, in ganz Europa gibt es Lieferengpässe. Aktuell bekommen die Apotheken zwar punktuell neue Lieferungen, aber meist in geringer Stückzahl, sodass die Produkte schnell vergriffen sind.

Das Schild für öffentliche Apotheken hängt an einer Hauswand | Bildquelle: dpa / Hauke-Christian Dittrich

Die Apotheken können Fiebersäfte auch selbst herstellen, das ist allerdings sehr aufwendig und kostet mehr. Und auch bei Online-Apotheken sind Kinderarzneien wie Fiebersäfte oder niedrigdosierte Fieberzäpfchen oft schwer zu bekommen.

Bei erkrankten Kindern sollten Eltern jetzt einige Punkte beachten.

Keine Fieberzäpfchen halbieren

Höherdosierte Fieberzäpfchen in der Hausapotheke dürfen nicht einfach halbiert werden, um sie dem kleineren Geschwisterkind zu verabreichen. Denn der Wirkstoffgehalt ist nicht gleichmäßig im Zäpfchen verteilt. Es ist sehr wichtig, dass der Wirkstoffgehalt immer dem jeweiligen Körpergewicht des Kindes entspricht, wie im Beipackzetteln erläutert. Eine Überdosierung schadet der Leber und ist in der Regel gefährlicher als Fieber für das Kind.

Tabletten als Alternative zu Fiebersaft

Für ältere Kinder kommen auch fiebersenkende Tabletten in Frage. Auch hier müssen Eltern genau auf die richtige Dosierung achten. Eine Tablette lässt sich leichter mit einem Löffel Joghurt verabreichen oder zerbröselt in einem Getränk. Eltern sollten aber darauf achten, dass sich die Tablette gut aufgelöst hat.

Beipackzettel beachten

Schmerztabletten dürfen nur dann geteilt werden, um die Wirkstoffdosis zu halbieren, wenn das extra im Beipackzettel erwähnt ist. Bruchkerben auf den Tabletten sind ein Hinweis, aber keine Garantie, weil es auch Zierbruchkerben gibt.

Wadenwickel

Richtig angewendet können Wadenwickel sehr gut funktionieren. Das Fieber lässt sich um etwa 0,5 bis ein Grad senken, wenn die Wickel mehrmals hintereinander angewendet werden. Das reicht oft aus, damit das Kind z.B. nicht mehr so starke Kopfschmerzen hat und sich besser fühlt. Bei Kindern reicht handwarmes Wasser (28 - 32 Grad) für die Wickel aus. Sie müssen nach kurzer Zeit gewechselt werden, weil die Wickel dann zu warm geworden sind. Bei ganz kleinen Kindern (unter zwei Jahren) sind Wadenwickel keine Option. Am besten halten Eltern immer Rücksprache mit dem Kinderarzt.