Zahl offener Lehrerstellen ist sprunghaft gewachsen

Stand: 01.12.2022, 16:57 Uhr

8.000 Lehrerstellen sind in NRW unbesetzt. Trotz immer neuer Stellen und zusätzlicher Millionen für die Schulen klafft die Lücke immer weiter. Wie kann das sein?

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen sind aktuell rund 8.000 Lehrerstellen nicht besetzt. Das geht aus Zahlen hervor, die das Schulministerium am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlicht hat. Nach wie vor fehlen demnach die meisten Lehrerinnen und Lehrer an den Grundschulen.

Angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt

Zwar gibt es inzwischen etwa 1.300 neue Lehrerstellen im Vergleich zum Juni - insgesamt sind es nun 157.023 Stellen. Auch seien in diesem Jahr 7.940 neue Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Personal eingestellt worden, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Dass dennoch viele Lehrerinnen und Lehrer fehlen, liege an der bundesweit angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Außerdem habe die Landesregierung zum Schuljahresbeginn 2022/23 weitere knapp 5.000 Stellen geschaffen - etwa für Ganztag, Inklusion oder die gymnasiale Umstellung auf G9. Über den Nachtragsetat habe man zudem gerade zusätzliche 1.000 Lehrerstellen vor allem für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bereitgestellt. Die Schulen würden diese neu geschaffenen Stellen in den kommenden Wochen erst noch ausschreiben - und möglichst auch während des laufenden Schuljahres noch besetzen. Es sei also noch "Bewegung im System", hieß es aus dem Ministerium erklärend.

Besetzungs-Lücke wird immer größer

Zum Ende des Jahres 2021 hatte das Schulministerium der früheren schwarz-gelben Landesregierung die Zahl der unbesetzten Lehrerstellen noch mit 5.279 beziffert. Offene Planstellen beliefen sich damals auf 7.789 - darin eingerechnet waren auch Schulpsychologinnen und -psychologen und Stellen in der Schulverwaltung.

Offenbar ist die Lücke bis heute nicht kleiner geworden - im Gegenteil: Im Februar hatte die damalige schwarz-gelbe Landesregierung auf Antrag der SPD die aktuellen Zahlen zum Stichtag 31.12.2021 vorgelegt. Der Vergleich mit den neuen Zahlen von Donnerstag zeigt, dass sich in allen Bereichen die Zahl der offenen Stellen deutlich erhöht hat. An den Grundschulen sind 3.437 Lehrerstellen unbesetzt - Ende 2021 waren es 3.066. An Gymnasien in NRW waren zum Stichtag 1. Dezember 1.491 Stellen vakant - Ende 2021 waren es noch 569, an den Gesamtschulen fehlten 1.296 Lehrkräfte - hier lag die Zahl Ende 2021 bei 476. Für die Förderschulen wurden 892 offene Stellen gezählt - Ende 2021 waren es 883.

Neues Konzept steht kurz vor dem Abschluss

"Der Lehrkräftemangel ist derzeit bundesweit und somit auch bei uns die größte Herausforderung für unsere Schulen", betonte Feller, die seit Sommer im Amt ist. Ein neues Konzept gegen den Personalmangel stehe mit letzten Abstimmungen kurz vor dem Abschluss. Die Ministerin will dieses in zwei Wochen im Schulausschuss des Landtags vorstellen. Seit den Sommerferien entwickle eine Arbeitsgruppe Maßnahmen für eine bessere Unterrichtsversorgung, ein Ergebnisentwurf liege vor.

Eine bessere Personalausstattung sei nicht "von heute auf morgen" zu schaffen, es brauche "einen langen Atem", sagte die CDU-Politikerin.

SPD: "Unbesetzte Stellen geben keinen Unterricht"

"Die Bildungskatastrophe ist viel größer, als angenommen", folgert die SPD in der Landtagsopposition angesichts der Zahlen von Donnerstag. Immer mehr neue Lehrerstellen im Haushalt brächten nichts, kritisierte die schulpolitische Sprecherin Dilek Engin, denn "unbesetzte Stellen geben keinen Unterricht".

Auf eine Kleine Anfrage der SPD nach einer Auflistung der Schulen, an denen das Personal konkret fehlt, habe die Landesregierung keine Antwort gehabt. "Wie will Schulministerin Feller passgenau auf die Bildungskatastrophe reagieren, wenn sie nicht einmal weiß, wo die Löcher am größten sind?" Die SPD fordere eine Erleichterung für den Seiteneinstieg ins Lehramt und dass die Studienplätze für das Lehramt "schulformspezifisch ausgeweitet" werden.