"Der heilige Mann" - dieser Ausdruck war am Donnerstag bei der Expertenanhörung im Landtag häufig zu hören. Gemeint ist die sakrale Erhöhung von Geistlichen. Nach Ansicht der Fachleute hat sie den Missbrauch in der Kirche begünstigt und die Aufklärung blockiert.
Forderung nach unabhängiger Kommission
Die SPD-Fraktion hatte beantragt, dass der Staat sich mehr bei der Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirche einbringen soll, unter anderem in Form einer unabhängigen Kommission. Die Kirche, so meinen die Sozialdemokraten, schaffe es alleine nicht, in dieses dunkle Kapitel Licht zu bringen und zukünftige Taten zuverlässig zu verhindern. Die Anhörung ist Teil des parlamentarischen Prozesses.
Der Staat müsse nun im Sinne seines partnerschaftlichen Verhältnisses zur Kirche diese Verantwortung jetzt übernehmen, schreibt die SPD in dem Antrag.
Viele der Fachleute in der Anhörung hielten eine unabhängige Aufklärungskommission, wie sie die SPD fordert, für sinnvoll. Auf Bundesebene gibt es ein vergleichbares Gremium bereits. Die Kirche konzentriere sich zu sehr auf die Prävention solcher Taten und tue zu wenig für die Aufklärung von Missbrauchfällen aus der Vergangenheit. Dabei gehe es auch um die Frage, ob sich heute noch aktive Kirchenvertreter möglicherweise selbst schuldig gemacht hätten, zum Beispiel durch die Vertuschung von Taten.
Betroffene fordern Beteiligung
Im Landtag waren sprachen auch Vertreter der Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Sie forderten, wie mehrere der angehörten Experten, dass sie aktiv an der Aufklärung beteiligt werden. Die SPD fordert darüber hinaus, dass sich Nordrhein-Westfalen im Bundesrat dafür einsetzt, dass eine gesetzliche Grundlage für die Aufklärung von Missbrauchstaten geschaffen wird, damit die Kirche einer potentiellen Aufklärungskommssion Akteneinsicht gewähren muss.
Die Deutsche Bischofskonferenz als katholisches Gremium hatte den Staat um mehr Hilfe bei der Aufklärung gebeten und angekündigt, die eigenen Strukturen in diesem Zusammenhang zu verändern. Unter anderem soll ab dem nächsten Jahr ein sogenannter Expertenrat gebildet werden. Dieser soll aber nicht selbst Aufklärung betreiben, sondern lediglich einmal im Jahr zusammenfassen, wie gut die Kirche selbst der Aufklärung nachkommt.