Die klassische Erkältungszeit? Eigentlich nicht die Sommermonate. Doch in diesem Jahr ist es anders. Zwar geht aktuell die Zahl akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland zurück - sie bleibt aber laut Robert Koch-Institut (RKI) auf einem für die Jahreszeit vergleichsweise hohen Niveau.
Das RKI geht in seinem aktuellen Wochenbericht (für die Woche ab dem 8. Juli) von 4,1 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung Deutschlands aus. Zum Vergleich: Für die Woche davor (ab dem 1. Juli) war in dem entsprechenden RKI-Bericht von etwa 5,1 Millionen akuten Atemwegserkrankungen deutschlandweit die Rede. Das waren so viele wie noch nie für diese Jahreszeit seit Beginn der Erhebung der Daten im Jahr 2011.
Abwassermonitoring zeigt: Covid-19-Fälle steigen seit Mitte Mai
Vor allem laut RKI im Umlauf: Neben Erkältungsviren wie Rhinoviren auch Sars-CoV-2-Viren. Bei Corona-Erkrankungen meldeten die meisten Überwachungssysteme einen Anstieg, bei einigen blieb das Niveau stabil, wie das RKI erklärte. Vergangene Woche seien bislang knapp 4.300 laborbestätigte Covid-19-Fälle an das RKI übermittelt worden. In der Vorwoche waren es nach aktuellem Stand rund 3.600 Fälle. Auch bei der im Abwasser gemessenen Viruslast ist den RKI-Experten zufolge seit Mitte Mai ein Anstieg zu beobachten. Die Daten zum Abwassermonitoring in NRW deuten ebenfalls darauf hin, dass die Zahl der Corona-Infektionen steigt.
Wie kommt es zu dieser Entwicklung? Der Virologe Martin Stürmer machte dafür gegenüber ZDFheute zwei Ursachen aus. Zum einen die Europameisterschaft, bei der viele Menschen zusätzlich ins Land gekommen waren und der zwischenmenschliche Kontakt rund um das Fußballturnier, der "deutlich intensiver, deutlich inniger" gewesen sei. Zum anderen das Sommerwetter in diesem Jahr: "Auch wenn sich die Erde insgesamt weiter erwärmt und wir immer wieder warme Abschnitte hatten: Längere Hitzephasen hatten wir in diesem Sommer kaum", sagte Stürmer. Die immer wieder kühleren Phasen mit viel Regen hätten die Verbreitung von Erregern begünstigt.
Atemwegserkrankungen verlaufen aktuell zumeist harmlos
Ein kleiner Trost: Wenigstens ist die Zahl schwer verlaufender Erkrankungen insgesamt auf einem niedrigen Niveau, so das RKI. Das bestätigt auch der Mediziner Prof. Uwe Janssens vom Präsidium der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin gegenüber dem WDR.
Der Anteil von Covid-19-Patientinnen und -Patienten, die sich in Krankenhäusern auf Intensivstationen befinden, sei deutschlandweit niedrig. Das sei allerdings kein Grund, die aktuell zirkulierenden Corona-Varianten zu verharmlosen, so Janssens. In Deutschland dominiert nach RKI-Angaben derzeit die Omikron-Variante JN.1-Sublinie KP3.
Um sich vor Sars-CoV-2-Viren, aber auch vor Erkältungsviren zu schützen, rät Janssens, unbedingt die jeweiligen Impfungen im Blick zu haben und gegebenenfalls aufzufrischen. Und wer erkrankt ist, sollte daran denken, andere zu schützen - zum Beispiel, indem man etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Schutzmaske trägt. Weitere Tipps, um sich und andere zu schützen:
- Hände regelmäßig waschen und desinfizieren
- In der Öffentlichkeit, zum Beispiel an der Supermarktkasse, Abstand halten
- Auf eine gesunde Ernährung achten, damit das Immunsystem abwehrfähig bleibt.
Quellen:
- Wochenbericht des Robert Koch-Instituts
- Virologe Martin Stürmer gegenüber ZDFheute
- Nachrichtenagentur dpa
- Intensivmediziner Uwe Janssens gegenüber dem WDR