Gendern auf Beipackzetteln: "Fragen Sie Ihre Ärztin"

Stand: 27.12.2022, 10:36 Uhr

Der Hinweis "Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" könnte bald Geschichte sein - die Formulierung passe nicht mehr in die Zeit, findet unter anderem Gesundheitsminister Lauterbach. Die Frage ist: Was kommt stattdessen?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich hinter die Initiative der Bundesärztekammer für eine gendergerechte Formulierung in der Arzneimittelwerbung gestellt. Er wäre "sehr dafür, wenn Ärztinnen ausdrücklich genannt würden", sagte Lauterbach der "Bild".

"Die gesetzlich vorgegebene Formulierung passt nicht mehr in die Zeit" Klaus Reinhardt , Bundesärztekammer-Chef

Dies entspreche "der Realität der Versorgung". Bundesärztekammer-Chef Klaus Reinhardt hatte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland gesagt, die bisher rein männliche Formulierung passe "nicht mehr in die Zeit".

Neue Formulierung gesucht

Derzeit lautet der im Heilmittelwerbegesetz vorgeschriebene Text: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Reinhardt schlug vor, dies "durch eine neutrale und dennoch leicht verständliche Formulierung" zu ersetzen.

Die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Christiane Groß, schlug vor, zu schreiben "... oder fragen Sie in Ihrer ärztlichen Praxis oder Apotheke nach".

Mehr als die Hälfte sind Frauen

Reinhardt betonte, dass rund die Hälfte der Ärzteschaft weiblich sei. Unter den Beschäftigten öffentlicher Apotheken seien fast 90 Prozent Frauen, ergänzte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Regina Overwiening. "Ein rein männlicher Sprachgebrauch kann da keineswegs als eine faire Sprachpraxis bewertet werden", kritisierte sie.