Hat sich die Zahl der Millionäre und armer Kinder verdoppelt?

#wahlwatch 30.04.2019 01:42 Min. Verfügbar bis 30.04.2024 WDR

Doppelt so viele Millionäre und arme Kinder in Deutschland seit 2005?

Stand: 02.05.2019, 06:30 Uhr

Doppelt so viele arme Kinder, aber auch doppelt so viele Millionäre und Millionärinnen – das sagt Martin Schirdewan von der Linken über Merkels Kanzlerschaft.
 

Martin Schirdewan (Linkspartei) sagt: "Seit dem Amtsantritt von Angela Merkel hat sich die Zahl der armen Kinder hierzulande verdoppelt. Und ebenso die Zahl der Millionäre in Deutschland."

Stimmt das?

Angela Merkel ist seit Ende 2005 Bundeskanzlerin. Zwischen 2005 und 2014 hat sich laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Millionäre und Millionärinnen etwa verdoppelt - aktuellere Zahlen liegen aufgrund der Abgabefristen der Einkommenssteuererklärungen noch nicht vor.

Einkommensmillionäre in Deutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt)
20042014
9.68818.999

Ebenfalls nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes lebten 2005 in Deutschland 2,84 Millionen Kinder unterhalb der Armutsgrenze. 2017 waren es 2,76 Millionen. Die Zahl der armen Kinder ist in den 14 Jahren also sogar leicht gesunken.

Die Aussage ist also: Halbwahr.

Übrigens:

Martin Schirdewan bezieht sich auf Zahlen des Deutschen Kinderschutzbundes. Im Jahr 2005 galten demnach rund 2,5 Millionen Kinder als arm, 2017 waren es 3 Millionen. Aber: Die Methode der Berechnung hat sich verändert – die Zahlen sind also nicht vergleichbar. 2005 galten alle Kinder als arm, deren Familien weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hatten. Für 2017 wurden die als arm geltenden Kinder über den Bezug von Sozialleistungen definiert.

Zusätzlich hat der Kinderschutzbund für 2017 eine Dunkelziffer veröffentlicht. Die ergibt sich dann, wenn man auch die Kinder hinzuzählt, deren Familien einen Anspruch auf Hartz IV, Kinderzuschlag und Wohngeld haben, dies aber nicht nutzen. Rechnet man die noch zu den oben genannten 3 Millionen hinzu, sind insgesamt 4,4 Millionen Kinder arm.