EU-Wahl könnte Klimaschutz nach vorne bringen

Stand: 27.05.2019, 10:25 Uhr

  • CDU und SPD verlieren Stimmen
  • Klima-Thema verschlafen
  • Aktivistin hofft auf Umdenken

Nach der EU-Wahl wollen die Volksparteien beim Klimaschutz künftig mehr Profil zeigen. Eine Chance für die Klimabewegung? Die 17-jährige Merle Tennie aus Viersen ist eine der Organisatorinnen der Fridays-for-Future-Demos Düsseldorf.

WDR: Frau Tennie, Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat als Reaktion auf das Wahlergebnis angekündigt, mehr auf "neue" Themen zu setzen. Speziell Themen "wie Klimaschutz, die jetzt plötzlich hochgekommen sind". Können Sie helfen?

Merle Tennie: Ich weiß nicht, ob Herr Laschet wirklich Hilfe von uns Schülern braucht. Dafür sollte er doch seine Experten haben. Aber wir sind natürlich für alle Gespräche offen. Und bei Bedarf geben wir ihm auch Artikel und Studien, in denen die dringend nötigen Maßnahmen für den Klimaschutz drin stehen.

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WDR: Erwarten Sie ab jetzt mehr Offenheit bei den großen Volksparteien für ihre Forderungen?

Tennie: Wir hoffen sehr darauf. Wenn junge Wähler so deutlich ein Zeichen gegen die jetzige Politik setzen, dann müssen die großen Parteien reagieren. Und wenn das am Ende zu einer Stärkung des Klimaschutzes führt, dann soll uns das nur recht sein. Mehr Unterstützung aus der Politik kann man immer gebrauchen.

WDR: Die Grünen haben von ihrer Bewegung wohl am meisten profitiert. Was erwarten Sie konkret im Gegenzug?

Tennie: Auch die Grünen haben ihre Klimapolitik noch nicht dem Ernst der Lage angepasst. Selbst wenn man alle grünen Forderungen erfüllt, würde das nicht ausreichen, um das Pariser Abkommen zu erfüllen. Klar, sie wollen auch den Kohleausstieg und eine neue Energiepolitik. Aber für uns nicht schnell genug.

WDR: Fridays for Future wollte die Europawahl zur Abstimmung über den Klimaschutz machen. Ist das gelungen?

Tennie: Zumindest hat die Umwelt im Wahlkampf und in den Parteiprogrammen eine wichtigere Rolle gespielt, als bei früheren Wahlen. Und ich denke, dass die Klimabewegung zu der hohen Wahlbeteiligung beigetragen hat. Natürlich auch der Widerstand gegen rechte Parteien.

WDR: In relativ kurzer Zeit ist ihre Bewegung zu einem politischen Faktor geworden, der offenbar Wahlen entscheiden kann. Wie geht es nun weiter?

Tennie: Wir machen erst mal weiter wie bisher. Ende September sind wieder große, weltweite Streiks geplant. Wir gehen demonstrieren, bis alle Absichtserklärungen und Versprechen zum Klimaschutz umgesetzt sind.

Das Interview führte Andreas Poulakos.