Mutmaßliche Missbrauchsfälle: Erzbistum Köln sucht nach Betroffenen

Stand: 16.09.2023, 15:02 Uhr

Ein Aufruf sorgt für Furore: Das Kölner Erzbistum bittet die Bevölkerung um Hilfe bei der Aufklärung von mutmaßlichen Missbrauchsfällen durch einen Geistlichen. Es ist nicht der erste Aufruf dieser Art.

Das Erzbistum Köln geht in die Offensive: Erneut wird die Bevölkerung um Unterstützung bei der Aufklärung von mutmaßlichen Missbrauchsfällen durch einen Geistlichen gebeten. Diesmal steht der vor einem Jahr verstorbene Kölner Priester Michael Eschweiler im Fokus.

Eschweiler steht laut Erzbistum im Verdacht, Minderjährigen sexualisierte Gewalt angetan und sich ihnen gegenüber sexuell grenzverletzend verhalten zu haben. Der Priester hatte die Vorwürfe noch zu Lebzeiten teilweise eingeräumt, so das Erzbistum.

Aufruf wird in Gottesdiensten verlesen

Eschweiler war nicht nur Priester, sondern auch Karnevalist. Bekannt wurde er nicht zuletzt für seine Messen in Mundart.

Konkret war er laut einer Mitteilung des Erzbistums tätig:

  • Seelsorgebereich Stadt Bedburg (1987-2002)
  • Seelsorgebereich Elsdorf (1988-1991, 1993-1997)
  • Seelsorgebereich Bergheim/ Erft (1978-1979, 1982-1987)
  • Seelsorgebereich Wesseling (2003-2004, 2018-2019)
  • Seelsorgebereich Zülpich (2002-2005)
  • Seelsorgebereich Bad Münstereifel (1979-1982, 2022)
  • Seelsorgebereich Swisttal (2006-2018, 2020)
  • Katholische Krankenhausseelsorge Wuppertal (2006-2017)
  • Katholische Landvolkbewegung im Erzbistum Köln (1997-2012)

Mutmaßlich Betroffene bisher noch nicht aufgedeckter Taten sollen sich bei der katholischen Kirche melden. Das Erzbistum verspricht ihnen Unterstützung. Der Aufruf an mögliche Opfer werde an diesem und an kommendem Wochenende auch in den Gottesdiensten verlesen, sagte eine Sprecherin des Erzbistums dem WDR. Zudem würden an den Aushängekästen der Gemeinden Infos dazu veröffentlicht.

Schon vor Monaten Aufrufe an die Bevölkerung

Es ist nicht das erste Mal, dass die katholische Kirche auf diese Weise nach möglichen Missbrauchsbetroffenen von Priestern sucht. Schon Anfang Juni wandte sich das Erzbistum Köln an die Öffentlichkeit - damals ging es um den Aachener Priester Leonhard Meurer. Dem Bistum Aachen lagen mehrere Meldungen von sexualisierter Gewalt an minderjährigen Mädchen durch Leonhard Meurer vor. Da der inzwischen verstorbene Priester in den Jahren 1983 bis 1991 auch im Erzbistum Köln tätig war, bat das Erzbistum um Unterstützung bei der Aufklärung.

Ähnlich lief es im Mai 2023, als das Erzbistum Köln bisher unbekannte Missbrauchsbetroffene des Trierer Priesters Edmund Dillinger aufrief, sich zu melden. Der verstorbene Priester war in den Jahren 1971 bis 1979 im Erzbistum Köln tätig gewesen, ohne dass das Erzbistum nach eigenen Angaben Kenntnis von dem nun bekannt gewordenen Verdacht hatte, dass Dillinger Minderjähringen sexualisierte Gewalt angetan haben soll.

Über dieses Thema berichten auch die WDR-Hörfunknachrichten.

Quellen:

  • Sprecherin des Erzbistums Köln gegenüber dem WDR
  • Mitteilung des Erzbistums Köln
  • Website des Erzbistums Köln