Tobias Gemein studiert in Alfter bei Bonn Kindheitspädagogik. In seiner Freizeit trainiert er ehrenamtlich drei inklusive Fußball-Mannschaften für Kinder. Damit ist der 22-Jährige einer von acht Millionen Erwachsenen in NRW, die sich ehrenamtlich engagieren. Das zeigt der am Mittwoch vorgestellte Ehrenamtatlas 2024.
Mehr Ehrenamtliche in NRW als vor zwei Jahren
Die Zahl der Ehrenamtlichen in NRW nimmt zu. Gab es laut Ehrenamtatlas 2022 noch 50 Prozent volljährige Ehrenamtliche, sind es nun 54 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag von WestLotto.
Das ehrenamtliche Engagement von Tobias Gemein geht auf seine Schwester Sophia zurück. Während er sich schon in vielen Sportarten ausprobieren konnte, steht ihr ihre geistige Behinderung im Weg.
"Sie war sehr häufig traurig", erzählt Gemein dem WDR. "Und ich habe mich - als ich älter wurde - gefragt, wieso, weshalb und warum und ob man das nicht ändern kann."
Im Schnitt 208 Stunden Ehrenamt pro Jahr
208 Stunden bringen die Ehrenamtlichen in NRW im Jahr durchschnittlich für ihr Engagement auf, zeigt der Ehrenamtatlas 2024.
Würde man allen Ehrenamtlichen den Mindestlohn zahlen, bekämen sie für ihr Engagement insgesamt 20,9 Milliarden Euro, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Die meisten Ehrenamtlichen gibt es im Kreis Höxter
In manchen Gegenden gibt es mehr Ehrenamtliche, in anderen weniger. Die meisten gibt es im Kreis Höxter mit 75 Prozent der Erwachsenen. Die wenigsten gibt es in Leverkusen mit 38 Prozent.
Schon der Ehrenamtatlas 2022 zeigte: In kleineren Orten engagieren sich Menschen häufiger als in urbaneren Gebieten.
Bereich "Sport und Bewegung" besonders beliebt
Nach dem neuen Ehrenamtatlas sind meisten Ehrenamtlichen in NRW im Bereich "Sport und Bewegung" aktiv (26 Prozent), gefolgt von "Religion und Kirche", inklusive Seelsorge (21 Prozent).
Den dritten Platz belegt der Bereich "Nachbarschaft" (18 Prozent). Dazu gehören zum Beispiel Nachbarschaftshilfe, Begrünung von öffentlichen Flächen und Aktivitäten für Tauschbörsen und Bücherschränke.
Weitere Ergebnisse aus der Umfrage:
- 33 Prozent der Ehrenamtlichen finden es wichtig, sich auch digital von zu Hause engagieren zu können.
- 72 Prozent der Ehrenamtlichen ist es wichtig, dass Projekte nicht so oft am Geld scheitern.
- 70 Prozent der Engagierten wünschen sich, dass ihr Engagement eine wahrnehmbare Wirkung hat.
- 92 Prozent der Ehrenamtlichen engagieren sich, weil sie etwas für das gesellschaftliche Miteinander tun wollen.
Ehrenamtler Tobias Gemein hat große Pläne
Tobias Gemein ist es bei seinem Ehrenamt wichtig, "offen zu sein gegenüber jedem, jeden aufzunehmen wie er ist", sagt er.
Für dieses Jahr hat der Student große Pläne: Er möchte einen inklusiven Sportverein für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gründen. Sein Ziel: Jedes Kind soll Sport machen dürfen - so wie es kann. Und: "Ich möchte meine Schwester stolz auf mich machen."
Unsere Quellen:
- Ehrenamtatlas 2024
- WDR-Reporter vor Ort
- Landesbetrieb IT-NRW zur Bevölkerungszahl