Earth Hour: Licht aus fürs Klima - bringt das was?

Stand: 25.03.2023, 21:14 Uhr

Während der Earth Hour sind auch in NRW wieder viele Lichter ausgegangen - an öffentlichen Gebäuden und Wahrzeichen. Bundesweit wollten knapp 500 Städte und Gemeinden mitmachen. Aber macht das in Zeiten noch Sinn, in denen sowieso schon Energie gespart wird?

Schon zum 17. Mal ist es weltweit duster geworden - auch bei uns in NRW. Quer durch das Land standen zahlreiche Rathäuser, Sehenswürdigkeiten und andere öffentliche Einrichtungen an diesem Samstag von 20.30 Uhr bis 21.30 Uhr im Dunkeln. Darunter berühmte Bauwerke und Wahrzeichen wie die Philharmonie Essen, die Clemenskirche in Münster oder der Campus der Vereinten Nationen in Bonn.

Insgesamt 89 NRW-Städte und Gemeinden hatten sich für die WWF-Aktion diesmal angemeldet. Die Umweltorganisation fordert von der Politik, dass sie den Klimaschutz weltweit entschlossener anpackt. Doch da ist noch viel Luft nach oben.

Earth Hour spart kaum Strom

Jule Zentek | Bildquelle: WDR

Nach fast zwei Jahrzehnten Earth Hour ist die Bilanz eher ernüchternd. Forschende sind sich sicher: Energie lässt sich mit der einen Stunde Dunkelheit kaum sparen. Dafür sei die Strommenge, auf die verzichtet werde, einfach viel zu gering, sagt auch Jule Zentek aus der WDR-Wissenschaftsredaktion. Weltweit würden schließlich "nur" einige Lichter abgeschaltet, vor allem an prominenten Orten. Energie- und klimatechnisch sei der Effekt daher kaum spürbar. Selbst bei der Lichtverschmutzung habe die Earth Hour keine Wirkung.

Ukraine-Krieg nimmt Earth Hour Wind aus den Segeln

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine treten Städte und Kommunen beim Energieverbauch sowieso schon auf die Bremse. Aus Sicht von Expertinnen und Experten macht die Earth Hour deshalb so erst mal zusätzlich wenig Sinn.

Auch der Elefant im Maximilianpark Hamm bleibt dunkel | Bildquelle: Claudia Kracht

In NRW steht Hamm als Beispiel dafür, wie es in vielen anderen Städten aussieht. Tobias Garske ist dort Klimaschutzmanager und war im vergangenen Jahr richtig stolz, wie viele Menschen und Institutionen in Hamm bei der Earth Hour mitgemacht haben. An insgesamt 13 Kirchen und öffentlichen Gebäuden ging damals für eine Stunde das Licht aus. Wegen des Kriegs in der Ukraine habe man in diesem Jahr aber nur noch einen Teilnehmer, den Maximilianpark als großen Freizeitveranstalter, sagte Garske dem WDR. Die anderen hätten mitgeteilt, dass aus Gründen der Energieersparnis die Beleuchtungen abends sowieso ausgestellt werden, so Garske.

Symbolische Aktion für ein stärkeres Klima-Bewusstsein

Wenn die Earth Hour also kaum oder gar keine Auswirkung auf das Klima hat - was soll das dann alles?

Jule Zentek aus der WDR-Wissenschaftsredaktion sagt, dass die Aktion trotzdem Sinn mache - aber eben vor allem symbolisch. Wenn sonst hell erleuchtete Wahrzeichen dunkel würden, habe das eine Wirkung auf uns, sagt die Redakteurin. Wenn etwas, das sehr mächtig wirkt, wie zum Beispiel der Kölner Dom, auf einmal dunkel und weg ist, sei das eine klare Botschaft. Vor allem, wenn es viele gemeinsam machten - öffentliche Einrichtungen und Bürgerinnen und Bürger.

Auch der Umweltpsychologe Andreas Homburg von der Hochschule Darmstadt sieht darin den eigentlichen Sinn der Earth Hour. Homburg spricht in dem Zusammenhang von der "sozialen Norm". Es sei generell erwünscht, dass sich im Klimaschutz etwas ändere. Wenn Menschen wahrnähmen, dass Mächtige das unterstützten, genau wie viele Nachbarn, stärke das den Glauben daran, dass man Klimawandel stoppen könne. Das nenne man in der Forschung "Wirksamkeitsüberzeugung", so Homburg.

Die Earth Hour kann also ein Zeichen sein, um zu sehen: Hey, man kann noch echt etwas machen und ich bin nicht allein. Und das Signal ist umso stärker, je mehr Menschen mitmachen.