Nach der Attacke in einem Fitnessstudio in Duisburg mit vier Schwerverletzten sitzt der 26-jährige Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Er soll auch für eine weitere Tat in der Duisburger Innenstadt verantwortlich sein. Was wir über ihn, die Taten und die Opfer wissen - Fragen und Antworten.
Was war bei der Attacke in Duisburg passiert?
Von der Essener Polizei hieß es zunächst, dass am Dienstag (18. April) gegen 17.30 Uhr zwei Täter das Fitnessstudio in der Innenstadt aufgesucht und wahllos auf Besucher eingestochen haben sollen.
Am Morgen nach der Tat galt diese Darstellung, abgesehen von der Uhrzeit, nicht mehr. In einer gemeinsamen Presseerklärung von der Staatsanwaltschaft Duisburg, der Polizei Duisburg und der Polizei Essen hieß es, dass man von einem Einzeltäter ausgehe. Ob die Opfer wahllos oder zielgerichtet angegriffen wurden - davon war in der Presseerklärung keine Rede.
Am Freitag (21.04) sagte ein Polizeisprecher dann, dass sich die Attacke nach derzeitigem Ermittlungsstand "gezielt" gegen einen 21-Jährigen gerichtet habe. Ein weiteres Detail zur Tat, dass die Behörden bekannt gaben: Die Opfer seien "mutmaßlich mit einer Hieb-/Stichwaffe verletzt" worden.
Wie die Staatsanwaltschaft später mitteilte, soll der mutmaßliche Angreifer die Opfer in den Dusch- und Umkleideräumen attackiert haben. Ein in der Wohnung des Festgenommenen gefundenes Messer ist demnach sehr wahrscheinlich die Tatwaffe.
Ist der Mann auch für eine Attacke an Ostern verantwortlich?
Zunächst gab es darauf keine Hinweise. Dann teilte die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag (27.04.) mit, dass der mutmaßliche Täter im Verdacht stehe, eine weitere Tat - nicht weit vom Fitnessstudio entfernt - begangen zu haben. In der Nacht zu Ostersonntag war ein 35-Jähriger in der Innenstadt mit Messerstichen verletzt worden. Das Opfer soll eine erhebliche Zahl von Stich- und Schnittwunden vor allem im Unterbauch gehabt haben. Der 35-Jährige wurde so schwer verletzt, dass er einige Stunden später starb.
Wichtigstes Beweismittel ist ein Schuh des Verdächtigen, an dem laut NRW-Generalstaatsanwaltschaft sowohl DNA-Spuren des getöteten 35-Jährigen als auch von einem der Opfer aus dem Fitnessstudio gefunden wurde.
Was weiß man über den Tatverdächtigen?
Ein 26-jähriger Syrer steht im Verdacht, die Attacken im Fitnesstudio und an Ostern begangen zu haben. Die Polizei nahm den mutmaßlichen Täter in der Nacht zu Sonntag (23.04.) in seiner Wohnung fest, die in unmittelbarer Nähe des Fitnesstudios liegen soll.
Es habe "konkrete Hinweise" auf den Mann im Zuge einer Öffentlichkeitsfahndung gegeben. Die Behörden hatten eine Beschreibung des Verdächtigen und Fotos von Überwachungskameras veröffentlicht. Zwei Zeugen hatten den Verdächtigen auf den Fotos erkannt und sich Samstag bei der Polizei gemeldet.
Am Montag (24.04.) ordnete ein Haftrichter für den Tatverdächtigen Untersuchungshaft an. Der Tatvorwurf lautet: versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung. Der Mann habe von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht und werde anwaltlich vertreten, sagte eine Sprecherin der Behörde.
Innenminister Herbert Reul sagte im Innenausschuss in Düsseldorf, dieses Schweigen sei "untypisch für einen Attentäter, der seine Tat einordnen will" und auch für einen Amoktäter, der aus seiner Sicht nichts mehr zu verlieren habe. Ferner sei der Mann "polizeilich nahezu unauffällig in Deutschland gewesen". Er sei 2018 in zwei Fällen wegen geringfügiger Vermögensdelikte aufgefallen. Zwei Jahre zuvor soll er einen Asylantrag gestellt haben, der auch bewilligt worden war.
Was ist über das Motiv bekannt? War es ein Terror-Attentat?
Der Tatverdächtige schweigt bislang. Zunächst gingen die Behörden davon aus, dass der schwerverletzte 21-Jährige aus dem Fitnessstudio "gezielt" angegriffen wurde. Am Dienstag (25. April) teilte die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft dann mit, es gebe Hinweise auf eine terroristische Motivation. Dies hätten Ermittlungsergebnisse zu Tage gebracht. Auf dem Mobiltelefon des Verdächtigen seien Fotos und Videos mit islamistischem Hintergrund gefunden worden.
Seit Freitag (28.04) ermittelt die Generalbundesanwaltschaft. Die Behörde in Karlsruhe ist für die Strafverfolgung auf dem Gebiet des Staatsschutzes zuständig, unter anderem für Straftaten aus dem Bereich des Terrorismus.
Was ist über die Opfer bekannt?
Insgesamt wurden vier Menschen im Fitnesstudio verletzt. Nach Angaben der Behörden haben alle die deutsche Staatsangehörigkeit. Zum Gesundheitszustand der Opfer teilten die Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg mit:
- Ein 21-Jähriger schwebt in Lebensgefahr
- Zwei Männer hätten schwere Verletzungen erlitten. Sie sollen beide 24 Jahre alt sein.
- Ein Verletzter konnte aus der Klinik entlassen werden. Er soll 32 Jahre alt sein.
Bei dem Opfer der möglichen zweiten Tat handelt es sich um einen 35-Jährigen. Er war am 9. April mit einer großen Zahl an tödlichen Stich- und Schnittverletzungen auf der Straße gefunden worden. Der Ort befand sich nur wenige hundert Meter vom Fitnessstudio entfernt. Bekannte fanden den Mann, der kurz zuvor eine Party verlassen hatte.