Er gehört längst zu den unangefochtenen Kultfilmen der Weihnachtszeit: Es ist die Story um das verwaiste Aschenbrödel, das nach Märchenvorlage der Gebrüder Grimm erst von der fiesen Stiefmutter drangsaliert wird und dann am Ende das Herz eines Prinzen gewinnt. Ein Stoff, der etliche Male verfilmt wurde. Doch vor allem die Version des tschechischen Filmregisseurs Václav Vorlíčekwar gewann Kultstatus.
Im Dezember 1974 - also vor 50 Jahren - hatte der Märchenfilm in Westdeutschland seinen Kinostart. Der nostalgische Streifen gehört bis heute Jahr für Jahr zu den TV-Klassikern der Weihnachtszeit. Und das liegt wohl vor allem an der damals 19-jährigen Hauptdarstellerin.
Draufgängerin statt Prinzessin
Die junge Libuše Šafránková verkörpert Aschenbrödel mit einer Mischung aus Anmut und Trotz. Sie reitet, schießt, klettert, spricht mit Tieren, führt das königliche Gefolge an der Nase herum und lässt den Prinzen zappeln. Dieses Aschenputtel ist selbstbewusst, klug und nicht leicht zu haben. Außerdem eine natürliche Schönheit mit besonderer Ausstrahlung. Für Šafránková wird es die Rolle ihres Lebens. Dabei merkt man ihr die Strapazen des Drehs nicht an.
Sommerkostüme bei -17 Grad Celsius
Die Darsteller drehen bei eisigen Wintertemperaturen ihre Szenen - in Kostümen, die eigentlich für einen Frühlingsdreh geschneidert sind. So muss die Crew bei teils minus 17 Grad leicht bekleidet vor der Kamera spielen.
Die Drehverlegung in den Winter war eine Bedingung der DDR-Filmgesellschaft DEFA, um Atelierarbeiter und Schauspieler auch in den sonst mauen Wintermonaten zu beschäftigen. Dass der Winterlook dem Streifen so später zum Weihnachtskult verhilft, hatte vor fünf Jahrzehnten wohl niemand auf dem Wunschzettel.
Schneeflocken aus Fischmehl
Anfangs fällt am Drehort ausgerechnet in diesem Winter keine einzige Schneeflocke. Was also tun? Säckeweise Styropor und Fischmehl überzuckern schließlich das Filmset - zum Leidwesen aller Beteiligten. Der Geruch ist erbärmlich.
Während übrigens viele Schauspieler im Film für die Reitszenen gedoubelt werden müssen, steigt die Hauptdarstellerin für fast alle Szenen zu Pferd selbst in den Sattel. Nur für eine halsbrecherische Szene im vollen Galopp auf der Schlossbrücke muss eine Stuntfrau ran.
Libuše Šafránková stirbt 2021 mit nur 68 Jahren an Lungenkrebs. Die Tschechische Post ehrt sie zwei Jahre nach ihrem Tod mit einer Briefmarke.
Magischer Soundtrack vom Star-Komponisten
Doch nicht nur Hauptdarstellerin Libuše Šafránková verzaubert in ihrer Paraderolle die Zuschauer. Schon die Titelmelodie des verfilmten Märchens können Millionen Fans mitsummen. Es ist der Soundtrack des berühmten Komponisten Karel Svoboda. Von ihm wünscht sich der Regisseur damals romantische, schöne Musik - und er bekommt sie.
Übrigens: Der Hochzeitswalzer des Tschechen ist Jahrzehnte später nochmals neu vertont worden. Und so stürmte das Lied "Küss mich, halt mich, lieb mich" 2009 - 35 Jahre nach der eigentlichen Filmpremiere - sogar die Deutsche Hitparade. Das Lied wird zum Dauerbrenner in Weihnachtssendungen.
Drehort Moritzburg: Pilgerort für Fans
Gedreht wird die Filmadaption damals rund um das sächsische Schloss Moritzburg in der Nähe von Dresden. Zum Drehort pilgern auch heute noch zahlreiche Fans, denn hier wird jährlich eine Winterausstellung zum Dauerbrenner. In den Gemäuern sind Filmszenen nachgebildet, gezeigt werden Original-Requisiten und Besucher dürfen Kostüme anprobieren.
Warum wir jedes Jahr Kult-Weihnachtsfilme schauen
Doch warum gehören die kultigen Weihnachtsfilme auch heute noch zum Fest wie Spritzgebäck und Tannenbaum? Ihr Dauererfolg hat viel mit ihren beruhigenden Momenten zu tun, sagen Psychologen. Gerade bei schwierigen politischen Weltlagen haben Filmklassiker etwas Verlässliches. Filme mit Weihnachtsthematik rühren vor allem an nostalgischen Gefühlen.
Der Erfolg ist auch statistisch messbar. Laut einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov 2022 gaben 12 Prozent der über 3.000 Befragten an, "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sei ihr liebster Weihnachtsfilm - und damit Platz eins.
Die ARD zeigt den Film-Klassiker am 24. Dezember um 13.40 Uhr und am 25. Dezember um 9.50 Uhr. Wer es bis dahin nicht abwarten kann, findet "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel auch jetzt schon in der ARD-Mediathek.
Unsere Quellen:
- BR-Klassik
- Barockschloss Moritzburg
- Radio Prague International
- Marktfoschungsinstitut YouGov