An jedem Platz steht ein kleiner Karton, darin steckt eine silberne Weihnachtskugel, mattschimmernd, mit FDP-Schriftzug. Daneben liegt ein Nikolaus bereit, eine kleine Schokolade für den Wahltag, an dem für manche viel auf dem Spiel steht.
Am dritten Sonntag im Advent hat die FDP in NRW über ihre Landesliste abgestimmt. Die Liste wird später darüber bestimmen, wer im Bundestag einen Platz bekommt. Schon vorher war klar, dass Christian Lindner, der Bundesvorsitzende der FDP und ehemalige Finanzminister in der Ampelkoalition, auf Platz eins stehen soll. Am Mittag wählten ihn die rund 400 Delegierten mit 94 Prozent, damit führt er die Landesliste an.
Von wegen angezählt
Es scheint, als habe er die Kapriolen der vergangenen Wochen gut überstanden, der Rückhalt seines Landesverbandes ist ihm sicher. Der Vorstand hatte ihn vorgeschlagen, Lindner hielt eine Rede, in der er seine Ideen für eine künftige Regierung vorstellte. Im Fokus standen seine Ideen, wie die Wirtschaft gestärkt werden kann. Es sei wichtig, dass Deutschland wirtschaftlich gut dasteht, auch damit das Land geopolitisch ernst genommen werden kann.
Derzeit fände eine Machtauseinandersetzung statt und die FDP stünde im Zentrum dieser Auseinandersetzung: Auf die Freien Demokraten komme es an. Doch Erfolg sei kein Selbstläufer, so Lindner: Er erinnerte an die Landtagswahl 2012 und sagte, damals sei die FDP erfolgreich gewesen, weil sie zusammengestanden habe.
Wirtschaft im Fokus
Er sparte nicht mit Kritik an Kanzler Olaf Scholz. Lindner spielte auf dessen Vorschlag der Mehrwertsteuersenkung an und sprach von einer Politik, die wie beim Rosenmontagszug mit Kamelle um sich werfe. Stattdessen wolle er den Menschen die Aussicht geben, dass die Wirtschaft wieder erfolgreich werden könne. Außerdem wolle er die Steuern senken und Bürokratie abbauen. Er warnte davor, dass die wirtschaftliche Lage dazu beitragen könne, die extremen Ränder zu stärken und bekräftigte:
Aber eines wolle die FDP nicht: "Dass unser Land seine liberale Demokratie verliert."
Zuvor hatte Henning Höne, Vorsitzender des Landesverbandes, eine Rede gehalten und gesagt, er sei stolz auf Lindner und die "Führungsmannschaft". Damit gibt sich die FDP weitgehend geschlossen.
Landesliste ist auch Stimmungsbild
Auf den vorderen Plätzen der Landesliste kam es nicht zu Kampfkandidaturen. Trotzdem wurde mit Spannung beobachtet, wie die Platzierung ausfällt. Auf den ersten fünf Plätzen gab es keine Überraschungen, aber doch lässt sich etwas ablesen: Marco Buschmann, ehemals Justizminister, jetzt designierter Generalsekretär, landet mit 96,2 Prozent auf Platz zwei.
Bijan Djir-Sarai, der vor kurzem in Folge der Diskussionen um das sogenannte D-Day-Papier von seinem Posten als Generalsekretär zurückgetreten war, erhielt 67,9 Prozent. Nicole Westig kam auf 75,8 und Johannes Vogel auf 86 Prozent. Damit erhielt Djir-Sarai unter den ersten fünf Plätzen das schlechteste Ergebnis.
Mehr Frauen auf der Landesliste
Platz sechs und sieben erreichen die Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler mit 66,2 und Otto Fricke mit 89,2 Prozent.
Auch wenn der Landesvorstand keinen offiziellen Vorschlag für die Liste macht, so war doch zu vernehmen, dass der Wunsch da sei, mehr Frauen auf den ersten Plätzen der Landesliste zu sehen. Katrin Helling-Plahr kommt nun mit 80,6 Prozent auf Platz acht und Maria Westphal aus Köln, die erstmals für den Bundestag kandidiert, mit 80,7 Prozent auf Platz neun.
Um Platz zehn hatten sich sowohl Franziska Brandmann, Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, als auch Markus Herbrand, Abgeordneter im Bundestag, beworben. Brandmann setzte sich mit 55,7 zu 43,8 Prozent durch. Damit stehen auf den ersten zehn Plätzen vier Frauen, das sind doppelt so viele wie 2021.
Wettbewerb um weitere Plätze
Bei den Plätzen elf bis 14 kam es zu Wettbewerben: Auf Platz elf setzte sich der Bundestagsabgeordnete Jens Teutrine gegen Lindners ehemaligen Pressesprecher Moritz Kracht durch. Auf Platz zwölf landete Markus Herbrand aus Euskirchen und auf Platz 13 Fabian Griewel – im zweiten Wahlgang gegen Moritz Kracht. Der Düsseldorfer Kracht wird erstmals für den Bundestag kandidieren und wurde beim Parteitag der NRW-FDP wiederholt von der EU-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann vorgeschlagen und nimmt nun Platz 14 der Liste ein.
Die ersten Plätze der Landesliste sind umkämpft und für die FDP wichtig, besonders seit Änderung des Wahlrechts, mit der der Bundestag tendenziell verkleinert werden soll. Mit ihrer Landesliste machen sich die Liberalen bereit für den Bundestagswahlkampf. Einen Wahlkampf, der in die Vorweihnachtszeit fällt.
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Hörfunk und in der Aktuellen Stunde.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort in Bielefeld
- Reden bei der FDP-Landeswahlversammlung