Mit Spannung hatten Nationalpark-Befürworter und -Gegner das Ergebnis erwartet. Seit Schließung der Wahlurnen am vergangenen Mittwoch waren die 110.848 abgegebenen Stimmen ausgezählt worden - von 170 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern im Berufskolleg des Kreises Kleve.
Am Sonntagnachmittag war dann klar: Eine Mehrheit von 52,7 Prozent hat dagegen gestimmt, dass aus dem Reichswald ein Nationalpark werden soll. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,8 Prozent. Der Kreis Kleve wird damit keine Bewerbung für einen möglichen "Nationalpark Reichswald" beim NRW-Umweltministerium einreichen.
Nationalpark-Gegner: "Vernunft hat gesiegt"
Annette Hans vom Verein "Unser Reichswald" zeigte sich am Abend im WDR-Interview erleichtert über die Entscheidung beim Bürgerentscheid. "Die Vernunft der Bürger im Kreis Kleve hat gesiegt. Und wir sind unheimlich glücklich, dass wir es zwar knapp, aber das wir es geschafft haben."
Ingrid van Gemmeren von der Bürgerinitiative "Internationalpark Reichswald" hingegen bezeichnete das Ergebnis als schade. "Ich denke, dass viele Menschen sich eher haben von Ängsten leiten lassen - bei ihrer Abstimmung - als von den vielen guten Beispielen, die man aus den anderen 16 Nationalparks kennt".
NRW-Umweltministerium bedauert Entscheidung
"Ich respektiere das Ergebnis, auch wenn es schade ist, weil eine große Chance für mehr Naturschutz, Tourismus und Wertschöpfung vertan wird" sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Abend. Für ihn war es die vorerst letzte Chance auf einen zweiten Nationalpark in NRW in der aktuellen Legislaturperiode. Denn nach dem ebenfalls negativen Bürgerentscheid in Paderborn und Höxter gibt es keine weiteren Bewerber-Regionen für einen Nationalpark.
Auseinandersetzung mit verhärtete Fronten
Mit diesem Ergebnis endet eine zuletzt harsch geführte Auseinandersetzung. Die Fronten waren zunehmend verhärtet: Wahlplakate der Pro- und Contra-Seite waren heruntergerissen oder beschmiert worden. Vor allem in sozialen Medien gab es wechselseitige Beleidigungen und Vorwürfe.
Das war selbst einen Tag nach Schließung der Wahlurnen beim WDR Lokalzeit Stadtgespräch zum Nationalpark in Kleve noch spürbar. Von Ängsten und Verunsicherungen war die Rede. Auch davon, dass das Abwägen der Argumente und eine Wahlentscheidung nicht einfach gewesen seien.
Größter zusammenhängender Staatsforst in NRW
Der Reichswald liegt in den Kommunen Goch, Bedburg-Hau, Kleve und Kranenburg und war in früheren Jahrhunderten Jagdgebiet für Adelige. Die Preußen haben ihn später zum Staatsforst gemacht.
Mit 51 Quadratkilometern ist er heute der größte zusammenhängende Staatsforst in NRW. Rotbuchen, Traubeneichen, Stieleichen und Nadelbaumarten wachsen hier. Kleine, aber auch große Tiere wie beispielsweise Rotwild, Wildschweine, Füchse und Dachse leben im Reichswald. Er ist von Erhebungen und Hügeln durchzogen, die die letzte Eiszeit hinterlassen hat.
Unsere Quellen:
- Kreis Kleve
- WDR-Reporter vor Ort
- Unser Reichswald e.V
- Initiative Internationalpark Reichswald