Die Idee ist simpel: Ein Nahverkehrsticket für ganz Deutschland. Mit wenigen Klicks online buchbar in einem digitalen Abo, das aber auch jederzeit wieder gekündigt werden kann. So stellt sich Volker Wissing das 49-Euro-Ticket vor.
Doch obwohl die Idee simpel ist, in der Umsetzung ist sie gar nicht so einfach. In Deutschland gibt es rund 75 Verkehrsverbünde und Tarifgemeinschaften. Sie alle müssen sich auf ein gemeinsames System einigen. Für die Kunden ist das ein großer Schritt nach vorne. Es gibt aber auch Bedenken, dass einige dabei auf der Strecke bleiben.
Smartphone keine Voraussetzung
Besonders ältere Menschen oder Schüler ohne Smartphone dürften von dem Ticket nicht ausgeschlossen werden, heißt es aus Bayern. Auch Thüringen hat Vorbehalte, das Ticket ausschließlich digital anzubieten. Nicht alle Verkehrsverbünde sind demnach technisch soweit, auf Papierfahrkarten zu verzichten.
Vor allem in der Anfangsphase wird es das 49-Euro-Ticket deswegen auch in Papierform geben, kündigt der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, im WDR an. "Wir wollen natürlich niemanden ausschließen", sagt der Grünen-Politiker und verspricht, dass Smartphones keine Voraussetzung für das Ticket sind.
Papiertickets nur als Übergang
Dauerhaft wird es die Papiertickets trotzdem nicht geben. "Wir wollen mit diesem Ticket endgültig das digitale Zeitalter einleiten", versichert Krischer. "Der Teufel steckt im Übergang." Neben den Papierfahrkarten wird es außerdem möglich sein, Chipkarten als Ticket zu nutzen. Viele Verkehrsverbünde nutzen diese Technik jetzt schon für ihre Monatskarten. Die Papiertickets sollen daher nur in Einzelfällen zum Einsatz kommen.
Digitalisierung: Besserer Nahverkehr mit Echtzeitdaten
Besonders Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist das digitale Ticket wichtig. Er sieht darin eine Chance, den Nahverkehr langfristig besser zu machen. Wissing will mit Hilfe der digitalen Tickets, Echtzeitdaten generieren – um zu erfahren, wie viele Menschen auf welchen Strecken unterwegs sind.
Die Daten sollen als Grundlage dafür dienen, das Nahverkehrsangebot in den verschiedenen Regionen weiterzuentwickeln. Anhand der Daten spiegelt sich das Nutzungsverhalten der Fahrgäste wider. Die Verkehrsunternehmen sollen die Statistiken nutzen und ihr Angebot entsprechend an die Bedürfnisse der Fahrgäste anpassen.
Geht der Plan auf, könnte sich das in doppelter Hinsicht lohnen. Verkehrsunternehmen könnten in Randzeiten Leerfahrten vermeiden und damit ihre Effizenz steigern. Auf der anderen Seite ließe sich auf Strecken mit hoher Auslastung das Angebot ausbauen.
Fahrgastverband unterstützt Digitalisierung
Der Fahrgastverband Pro Bahn unterstützt die Idee von Verkehrsminister Wissing. Sieht aber praktische Hürden bei der Erfassung der Tickets. "Gerade in Ballungsräumen und bei großen Verbünden hat jeder Bus ein Gerät, mit dem man das Ticket erfassen kann. Aber Überlandbusse haben so was im Regelfall nicht", sagt Detlef Neuß von Pro Bahn.
In Bezug auf den Datenschutz hat Neuß keine Bedenken. Es werde nicht gespeichert, wer von A nach B fährt, sondern nur, wie stark die Verkehrsmittel ausgelastet sind. Für die Fahrgäste könnte das ein Nutzen sein, weil die Verkehrsunternehmen so für ausreichend Kapazitäten sorgen könnten.
Einigung auf Jobticket-Rabatt
Bund und Länder haben sich auch auf einen Jobticket-Rabatt für das 49-Euro-Ticket geeinigt: Wenn Unternehmen ihren Beschäftigten mindestens einen Abschlag von 25 Prozent gewähren, geben Bund und Länder noch einen weiteren Abschlag von fünf Prozent dazu. Insgesamt könnte das Ticket so also mindestens 30 Prozent günstiger werden.