Der Protest gegen Rechtsextremismus ist in NRW in seine nächste, sehr große Runde gegangen. Nachdem am Samstag bereits mehr als 60.000 Menschen demonstriert hatten, wurde es am Sonntag sechsstellig. Allein bei der Groß-Demo in Köln kamen nach Veranstalterangaben rund 70.000 Protestierende zusammen - eine Zahl, die von der Polizei als "nicht unrealistisch" bezeichnet wurde.
Tausende demonstrieren in Köln
In Köln versammelten sich zehntausende Menschen auf der rechtsrheinischen Deutzer Werft, während der Zustrom weiterer Demonstrationsteilnehmenden über die Deutzer Brücke noch anhielt. Wegen des Umzugs sperrte die Polizei die Deutzer Brücke, die zur Deutzer Werft führt, und eine Straße vorübergehend für den Verkehr.
Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur war auch vor Ort und erklärte im WDR-Interview, dass sie als Düsseldorferin in diesem Moment nirgends lieber wäre als in Köln, wo sie mit so vielen Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert: "Mir ist so warm ums Herz. Nordrhein-Westfalen steht auf. Das ist ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus, Faschismus und die AfD", so die Grünen-Politikerin.
Kölner Bands unterstützen den Protest
Die Veranstaltung, zu der ein breites Bündnis aus mehr als 50 Parteien, Organisationen und Initiativen unter dem Motto "Demokratie schützen, AfD bekämpfen" eingeladen hat, wurde auch von den Bands Kasalla, Höhner, Cat Ballou, Bläck Fööss, Paveier und Brings unterstützt.
Unter den Demo-Teilnehmenden waren auch Menschen, die zuvor noch nie auf einer Demo waren: "Ich habe einfach gedacht, man muss jetzt wirklich mal ein Zeichen setzen", so ein Kölner.
Höhner-Sänger Lück: "Kein Millimeter nach rechts"
Die Höhner spielten bei der Veranstaltung zwei Songs - einen gemeinsam mit Cat Ballou. Höhner-Frontmann Patrick Lück erklärte dem WDR kurz vor seinem Auftritt, warum es der Bahn trotz Karnevalsstress so wichtig sei, dabei zu sein: "Wir stehen auch dazu zu sagen - kein Rechtsruck, kein Millimeter nach rechts." Es habe bei den Höhnern wie auch den anderen Bands kein Zögern gegeben, so Lück. Allen sei sofort klar gewesen, dass man Präsenz zeigen müsse.
In Bonn gehen auch Organisationen, Vereine und Institutionen auf die Straße
In Bonn startete um 14 Uhr vor dem Alten Rathaus die Kundgebung “Gegen Rassismus, für Demokratie: Bonn bleibt bunt”. Laut Polizei nahmen rund 30.000 Menschen teil. Der Marktplatz, wie auch alle Gassen um den Marktplatz, waren voll. Organisiert wurde die Veranstaltung von den Bonner Parteien Grüne, CDU, SPD, FDP, Linke und Volt.
Ein großes zivilgesellschaftliches Bündnis unterstützte den Protest. Die organisierenden Parteien sagten im Vorfeld, "es ist ein starkes Zeichen, wie viele Organisationen, Vereine und Institutionen in Bonn sich gerade in so kurzer Zeit mobilisieren, mit uns gegen Rassismus und für unsere Demokratie auf die Straße zu gehen". Es sei wichtiger denn je, jetzt ein breites Bündnis gegen rechten Hass und Hetze zu bilden und gemeinsam die Stimme zu erheben.
Der Rathausmarkt in Mülheim an der Ruhr war am Sonntag nach Köln und Bonn der drittgrößte Schauplatz, wo die Demonstrierenden gegen Rechtsextremismus Schulter an Schulter standen. Veranstalter und Polizei sprachen dort unisono von 7.000 Teilnehmern. Der Protest verlief friedlich.
In Kleve füllten die Demonstrierenden am Sonntag den gesamten Bahnhofsvorplatz und Busbahnhof, von wo sie sich Richtung Koekkoek-Platz in Bewegung setzten. Laut Polizei waren es mindestens 5.000 Menschen, die an dem Demonstrationszug teilnahmen.
Mehr als 4.000 Menschen bei Protesten in Euskirchen und Detmold
In Euskirchen gab es am Sonntag eine Kundgebung auf dem "Alter Markt", an der in der Spitze nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen teilnahmen. Die Veranstaltung verlief ohne Zwischenfälle.
Ähnlich verlief es in Detmold, wo man sich auf dem Marktplatz versammelte und durch die Stadt zog. Nach Polizeiangaben nahmen hier 2.200 Menschen friedlich an dem Protest teil.
In Köln demonstrierten am Sonntag zehntausende Menschen auf der Deutzer Werft gegen Rechtsextremismus. Laut Veranstaltern kamen in Köln 70.000 Menschen zusammen.
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Pläne über massenhafte Vertreibung von Menschen
Auslöser für die Proteste ist ein Bericht des Recherchenetzwerks Correctiv über ein Geheim-Treffen von Vertretern der AfD mit Rechtsextremen im November 2023. Dabei haben die Teilnehmer über Pläne diskutiert, wie die massenhafte Vertreibung von unerwünschten Menschen aus Deutschland möglich sein könnte.
250.0000 Menschen demonstrierten Samstag gegen Rechtsextremismus
Am Samstag demonstrierten mehr als 250.000 Menschen in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie. Auch in NRW-Städten gingen Zehntausende auf die Straße. Bei einer Kundgebung in der Dortmunder Innenstadt kamen laut Polizei bis zu 30.000 Menschen zusammen. 12.000 waren es in Recklinghausen, 10.000 in Aachen und 10.000 in Wuppertal. Und auch am Freitag hatte es schon Demonstrationen gegeben.
Auch für diese Woche sind weitere Demos geplant.
Unsere Quellen:
- WDR-Recherchen
- Polizei
- Nachrichtenagenturen dpa und epd