Eine Woche danach: Menschen in Attendorn noch immer schockiert

Stand: 12.11.2022, 18:16 Uhr

Jahrelang soll ein Mädchen in Attendorn von ihrer Mutter und ihren Großeltern eingesperrt worden sein - in einem ganz normalen Haus, in einer ganz normalen Straße. Den Menschen in der Stadt steckt der Schock noch in den Knochen.

Blick auf das Haus im sauerländischen Attendorn, in dem ein achtjähriges Mädchen fast sein gesamtes Leben lang festgehalten worden sein soll. | Bildquelle: Markus Klümper, dpa

"Wir haben uns immer freundlich gegrüßt, wir haben miteinander gesprochen. Und es ist einfach für alle Menschen hier absolut unverständlich. Alle Menschen schnappen nach Luft hier und können es nicht begreifen", sagt eine Nachbarin der Familie, die das achtjährige Mädchen jahrelang eingesperrt hielten.

Schon Ende September haben Jugendamt und Polizei das Haus durchsucht und dabei das Mädchen gefunden. Dem Kind gehe es "den Umständen entsprechend gut", sagte Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthus dem WDR. Öffentlich wurde der Fall erst vor einer Woche - und er lässt die Stadt seitdem nicht mehr los.

"Das macht sehr betroffen"

Man habe immer das Gefühl gehabt, man kenne die Menschen in der Stadt und bekomme mit, wie es ihnen geht, sagt Christof Grote, der lange Jahre evangelischer Pfarrer in Attendorn war. "Dass das an so einer Stelle so massiv gescheitert ist, das macht wirklich fassungslos und zeigt nochmal die Begrenztheit von dem, was wir von unseren Mitmenschen wahrnehmen."

"Das macht einen natürlich sehr betroffen", sagt auch Bürgermeister Christian Pospischil. "Ich denke schnell an meine Kinder. Ich habe eine Tochter im ähnlichen Alter. Man denkt daran, welche Erfahrungen ihr verloren gegangen wären, wenn sie nur zuhause gewesen wäre. Insofern bedrückt einen das schon sehr."